Gesangbuch, Eintopf, Brot und Spiele

■ In Prenzlauer Berg eröffnete die Heilsarmee ihre erste Einrichtung im Ostteil mit dem »Café Treffpunkt«

Prenzlauer Berg. Die Heilsarmee erobert den Osten. Der erste Stützpunkt ist das »Café Treffpunkt« am Prenzlauer Berg; gestern wurde es eröffnet. Ursprünglich, sagt der Berliner Divisionschef Major Metzger, »wollten wir eine Wärmestube aufmachen, aber nach Gesprächen mit dem Bezirksstadtrat Kraetzer haben wir uns entschlossen, für die ganze Nachbarschaft dazusein«.

Jeder der kommt, soll mit einer Tasse Kaffee begrüßt werden, ein einfaches Abendessen wird ebenfalls angeboten. »Die Menschen sollen sich bei uns wohlfühlen und miteinander ins Gespräch kommen«, hofft der Major, »und wer unsere Hilfe braucht, wird sie bekommen.« Schwellenangst braucht keiner zu haben: Ein Eintopf braucht nicht durch das Gebet verdient zu werden, zwischen den materiellen und geistigen Bedürfnissen des Menschen machen die »Krieger« gegen soziales Elend und Vereinsamung keinen Unterschied. »Einem hungrigen Magen kann man nicht predigen«, sagte schon der Gründer der Heilsarmee vor 125 Jahren. Und weil die Arbeit für den Menschen und für Jesus ein und dieselbe Seite der Medaille seien, werden im Café nicht nur Gesangbücher, sondern auch Informationen über Wohngeldbeantragung ausliegen. Die Hauptaufgabe der beiden Mitarbeiter der Heilsarmee, dem taufrisch verheirateten Ehepaar Angie und Sigi Fischer, sei es, »Gespräche zu führen und den Menschen bei der Lösung ihrer Probleme behilflich zu sein«. Langfristig sei auch an ein kleines Unterhaltungsprogramm gedacht, etwa Videofilme oder »Mensch ärgere dich nicht«.

Die Räume in der Naugarder Straße 12 wurden der Heilsarmee unentgeltlich vom Bezirksamt Prenzlauer Berg zur Verfügung gestellt. Das Café ist dienstags bis sonnabends von 16 bis 20 Uhr und am Sonntagvormittag geöffnet. Die Heilsarmee verfügt im Westteil über zwei Altenheime, ein Kinderheim, ein Krankenhaus und fünf Einrichtungen für Gottesdienste, Fürsorge und Gespräche. Vor einigen Tagen wurde ihr das 1946 enteignete Senioren- und Pflegeheim in Güterfelde, südlich von Berlin, zurückgegeben. Dort soll jetzt mächtig investiert werden, denn das Gebäude befindet sich nach Angaben der Heilsarmee in einem »schrecklichen Zustand«. »Abgewickelt« wird dort nichts werden: Denn alle Heimbewohner können in dem Heim bleiben, und das Personal wird ohne Ausnahme von der Heilsarmee übernommen. aku