Seveso in Hamburg Senat will Bille-Siedlung aufkaufen

Der Hamburger Senat hat allen BewohnerInnen der Bille-Siedlung im Stadtteil Moorfleet das Angebot unterbreitet, ihre Häuser aufzukaufen. Diese vorerst 100 Millionen Mark teure Entscheidung ließ sich nicht mehr vermeiden, nachdem im Boden der Siedlung jetzt Dioxinkonzentrationen ermittelt wurden, die denen in der toten Zone von Seveso entsprechen. Woher die unerwartet hohen Giftkonzentrationen stammen, ist bislang unklar. Der Luftweg scheidet bei derart großen Mengen (zwischen 1000 und 5000 Nanogramm Dioxin pro Kilogramm Erdreich) aus. Die 1984 geschlossene Skandalfirma Boehringer, die in direkter Nachbarschaft zur Siedlung liegt, kommt ebenfalls nicht als Verursacher in Frage, da das Verteilungsmuster der einzelnen Giftkomponenten für die Schadstoffpalette des Unternehmens völlig untypisch ist. Ganz offensichtlich ist das Dioxin schon in dem Sand gewesen, als der spätere Baugrund in den 30er und 40er Jahren aufgespült wurde. Wie es in die Elbsedimente gelangt ist, darüber rätseln jetzt die Experten. Klar ist hingegen, daß viel zu spät nach Dioxinen gesucht wurde. Denn der Streit um die Siedlung, in der rund 1.000 Menschen wohnen, zieht sich jetzt seit zwei Jahren hin. Damals war man auf überhöhte Arsenwerte gestoßen, als der Boden für die Sanierung eines Ölschadens, der schon seit 1971 bekannt war, untersucht wurde. Kai Fabig