Kunstlicht: Wut auf Versailles

■ Atelierhof: Fotografie/"Punkt": Neue Galerie mit Begleitlehrer

Vier Fotografinnen im Atelierhof, vereint unter dem kryptischen Titel „Zeitwege“. Seriell arbeitet Cordula Schmidt (Jg.47), freie Fotografin in Bremen, mit minimalen Veränderungen von Licht oder Optik, jedes Bild ein neues visuelles Ereignis, falls man in der Stimmung ist. Kerstin Schwalgun (Jg.60), Kulturpädagogin in Bremen, versucht, durch lange Verschlußzeiten Bewegungsnotizen zu machen, Motto: „Rasende Zeiten“. „Spannung, Genuß oder Irritation“ verspricht Ingrid Heger (Jg.49), sie setzt großformatige Bilder in einen spannungsvollen Gegensatz, dazwischen ergeben sich möglicherweise Geschichten, z.B. aus dem Reich der Erotik. Auch eine Geschichte erzählt Tine Herrmann (Jg. '54), die eigenartigerweise in Paris gut verkauft, aber nicht hier: Ihre Schwarzweißfotos, laserkopiert und dadurch wie handkoloriert in der Wirkung, entstanden auf dem Weg zum Schloß von Versailles, auf dem sie mit den ärmlichen Motiven zwischen Bahnhof und Schloß soviel Wut auf königlichen Glanz sammelte, daß sie von dem Versailles kein Bild zustande brachte. (Alexanderstr.9b, bis 31.1.)

Unter Kunstsinnigen gelten Gegenden wie Sebaldsbrück oder Hemelingen grundsätzlich als degoutant. Die Holunderstraße liegt eben noch in Hastedt, aber weit außerhalb des Bremer Vernissagenradius'. Ausgerechnet dort eröffnete letzte Woche Wolfgang Münkel ein Institut, das zugleich Kunstschule und Galerie sein will. Punkt heißt das Projekt, und Herr Münkel ist kein Spinner: Auf der Basis einer halben Stelle beim Arbeiter-Samariterbund macht er künstlerische Projekte mit Aussiedlerkindern aus Tenever; des weiteren bietet er für Kinder und Erwachsene Mal- und Grafikkurse, Theoriekurse und ein „offenes Atelier“. Daneben läuft ein Galerieprogramm, zur Zeit mit Arbeiten von Jürgen Umlauff. Münkel (Jg.48) ist Vollblutpädagoge, ausgestiegener Lehrer, Ex-„Ottersberger“ (Kunststudienstätte) und Maler. Anthroposoph ist er nicht, sieht sich trotzdem weniger als Lehrer denn als „Begleiter“. (Holunderstr.114, Tel.: 78486) Bus