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Protest vor der Kanzlertür

■ Friedensdemonstrationen vor dem Kanzleramt/ Abgeordnete waren mit dabei

Bonn (taz) — Etwa 700 Menschen versammelten sich gestern mittag unter dem Motto „Kein Krieg am Golf“ vor dem Bonner Bundeskanzleramt zu einem Demonstrationszug zu den Botschaften Iraks und der USA. Unter den überwiegend jungen Leuten, vor allem Schüler, waren auch zahlreiche Bundestagsabgeordnete von SPD und Bündnis 90/Grüne.

SPD-Abgeordneter Christoph Matschie hatte zu Beginn des Demonstrationszuges zu einer Schweigeminute „zum Gedenken an die bisherigen Opfer des Golfkrieges“ aufgerufen. In einer kurzen Ansprache forderte Matschie dann die Bundesregierung dazu auf, „endlich den deutschen Waffenexporteuren das Handwerk zu legen“. Begleitet von zahlreichen Polizeibeamten, rief der SPD-Politiker die Demonstranten zu einem friedlichen Marsch auf. Wenige Meter von des Kanzlers Wirkungsstätte entfernt erklärte Matschie: „Wir wollen zeigen, daß die Menschheit auch andere Wege als die der Konfrontation kennt.“

„Ein viel entschiedeneres Auftreten“ der Bonner Regierung wünschte sich Vera Wollenberger vom Bündnis 90/Grüne, die zu den Aufrufern der Demonstration gehörte. „Die Lage wird von den Politikern permanent unterschätzt“, so Frau Wollenberger. Sie äußerte die Befürchtung, daß ein „fataler Automatismus“ einsetzen, der in einen Dritten Weltkrieg münden könne. „Die totgeglaubte Logik der Militärs ist wieder erwacht“, erklärte.

Lutz Kocourt vom Bündnis 90 war extra aus Leipzig in die Bundeshauptstadt gereist. „Kohl hat uns damals versprochen, einen Friedensstaat zu errichten“, erklärte Kocourt und fügte hinzu: „Die deutschen Truppen in der Türkei, das haben wir nicht gewollt. Kohl hat sein Versprechen gebrochen.“

Als der Demonstrationszug sich gegen Mittag langsam aus dem Regierungsviertel Richtung irakische Botschaft entfernte, blieb bei aller Entschiedenheit der marschierenden Menschen eine Frage offen: Warum demonstrieren in diesen Tagen so wenig ältere Menschen gegen den Krieg am Golf? Hasso Suliak

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