: Parlamentarier widersprechen Wörner
■ Bündnisfall tritt nicht automatisch mit einem Angriff auf die Türkei ein/ Kriegsangst und Fluchtwelle in der Türkei
Bonn (taz/ap/dpa) — Zwischen Bonn und Brüssel gibt es unterschiedliche Einschätzungen darüber, ob im Falle eines irakischen Angriffs auf die Türkei der Nato- Bündnisfall gegeben ist, der auch die Bundesrepublik zur militärischen Verteidigung ihres Nato-Partners verpflichten würde. Vertreter von CDU, SPD und FDP wandten sich gestern einhellig gegen die Auffassung von Nato-Generalsekretär Wörner, mit einem irakischen Angriff auf die Türkei sei der Bündnisfall automatisch gegeben. Hans Stercken (CDU) erklärte, die Feststellung des Bündnisfalles sei eine politische Entscheidung, die nur unter Beteiligung des Bundestages getroffen werde. Hierin wurde er von FDP-Chef Lambsdorff unterstützt. Der SPD-Vorsitzende Vogel forderte die Regierung auf, die Stationierung deutscher Alpha-Jets in der Region zu überdenken.
Unterdessen übt die mobile Nato-Einsatztruppe an der irakisch-türkischen Grenze. Aus dem Südosten der Türkei rollt eine Fluchtwelle gen Westen. Die Zivilschutzmaßnahmen in den von Kurden bewohnten Gebieten sind lächerlich. Die türkische Regierung verschweigt den Bürgern die Eröffnung der zweiten Front. Ex- Premier Ecevit: „Selbst in den schlimmsten Diktaturen wird nicht verheimlicht, ob sich ein Land im Krieg befindet.“
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