SchülerInnen im Aktivstreik

■ Heute Demos vor den Rüstungsbetrieben / Schulsenator will Protest eindämmen

Wenn's nach den SchülerInnen geht, bleiben die Klassenräume heute leerFoto: Jörg Oberheide

Allen Unkenrufen zum Trotz geht die Antikriegs- Bewegung weiter. Für heute hat der Bremische Gesamtschülerat zu einem flächendeckenden Schulstreik aufgerufen. Ziel der Demonstrationen aus den Stadtteilen sind die Bremer Rüstungsbetriebe. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert die LehrerInnen auf, die SchülerInnen zu unterstützen und an den Demonstrationen teilzunehmen. Schulsenator Henning Scherf will dagegen den Protest in die Klassen zurückverlegen und hat die LehrerInnen verdonnert, Unterricht abzuhalten.

Nach den spontanen Aktionen der letzten Woche ist dies der erste gemeinsam geplante Streik der SchülerInnen. Morgens finden an vielen Schulen selbstorganisierte Arbeitsgruppen und Schulversammlungen statt. Danach wollen die SchülerInnen die Bremischen Rüstungsbetriebe besuchen und gegen die Waffenexporte protestieren. Die Lürssen- Werft, die Deutsche Airbus-Industrie am Flughafen, die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft, Daimler, Krupp und Siemens müssen mit Versammlungen vor ihren Toren rechnen. Zum Demozug im Bremer Westen ruft das „Aktionsbündnis im Bremer Westen“, ein Zusammenschluß von SchülerInnen und Kultureinrichtungen, auf. Die StudentInnen der Uni wollen versuchen, das Siemenshaus in der Innenstadt zu blockieren.

Die SchülerInnen sehen ihren Streik nicht als Freizeit an, während der mal kurz demonstriert wird, sondern als „Aktivstreik“. „Die Leute sollen nicht einfach schwänzen“, meint Julian Ohm, 8.Klasse der Gesamtschule Mitte (GSM). An der GSM haben 20 KlassensprecherInnen und SchülerInnen für den Vormittag ein Dutzend Arbeitsgruppen organisiert. Themen sind zum Beispiel „Geschichte Kuwaits“, „US-Deserteure“, „Ökologische Folgen des Golfskrieges“ und „Friedensgedichte“.

Schulsenator Henning Scherf versucht mittlerweile, den Protest wieder in geordnete Bahnen, sprich: in die Klassenräume zu verlegen. Nachdem die Aktionen der Schulverwaltung in der letzten Woche völlig aus den Händen geglitten waren, erreichte gestern ein telefonischer Rundruf alle Schulen: auch in den Klassen sei eine „angemessene Bearbeitung der Golfkrise“ möglich. Die LehrerInnen werden angehalten, ihrem „regulären Dienstplan“ nachzugehen und die Schulen nicht zu verlassen. Die GEW unterstützt die Aktionen der SchülerInnen aber nach wie vor: „Aus pädagogischen und politischen Erwägungen hält es die GEW für nicht verantwortbar, die SchülerInnen bei ihren Aktionen allein zu lassen.“ kat/och