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Dankeschön-betr.: Ungehaltene Rede eines Studenten auf der Friedensdemonstration des KW Gymnasiums in Höxter am 18.1.91

betr.: Ungehaltene Rede eines Studenten auf der Friedensdemonstration des KW Gymnasiums in Höxter am 18.1.91

Es sind gute Worte gesprochen worden, dem Gesagten ist fast nichts hinzuzufügen. Ich finde es bewunderungswürdig, wir Ihr Schülerredner Euch vor Hunderten von Demonstranten so mutig geäußert habt. Als ich in Eurem Alter war, hätte ich das nicht gekonnt. Euer Engagement zeigt deutlich, wie sehr Euch der Frieden und damit das Leben am Herzen liegt. Beachtlich auch Eure Einsicht, daß nur ein langfristiges Bemühen um Frieden in allen Bereichen, einschließlich mit der Natur, der notwendige Weg sein kann. [...]

Wolfgang Borchert ist es wert, neben wenigen anderen, um in diesen Tagen an ihn zu erinnern. Borchert, der Autor von Draußen vor der Tür, erlebte den Zweiten Weltkrieg als Soldat der Wehrmacht. Er erkannte den Lebensbetrug an den Menschen, wagte ihn zu formulieren und wurde deswegen zweimal mit nicht auskurierten Verletzungen und Krankheiten eingekerkert. Die Todesstrafe wurde ihm aufgrund seiner Jugend erlassen, statt dessen wurde er wieder an die Front geschickt. Borchert überlebte die Kapitulation der Deutschen Wehrmacht 1945 mit seinen verschleppten Krankheiten um nur zwei Jahre. In dieser Zeit schrieb er mit unwahrscheinlichem Lebenswillen gegen den Krieg und für das Leben, für die Hoffnung auf eine Zukunft. Dabei wußte er die Gefühle einer um ihre Jugend gebrachten Generation so eindringlich in Worte zu fassen, wie es so noch nicht dagewesen war. Darin liegt seine große Bedeutung.

Genauso wie Ihr bejahte er das Leben, das er so gerne gelebt hätte, und ebenso wie Ihr war er gegen Krieg. [...] Dankeschön. Stephan Krüger, Höxter

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