: Medieninteressen — vom Krieg besessen
Das ist ein Krieg, der neben hochtechnisiertem Militär, Religion und Geld (in vielerlei Hinsicht), auch durch die Medien seinen Vollstrecker findet!
Informationen über Strategie und „Stand“ des Infernos jagen einander, wie es vor und während eines Tennismatches üblich ist. Die Medien kreieren Bilder von „Siegern“ und „Verlierern“, wo es nur Betroffene gibt. Folgen werden ebensowenig intendiert, wie in der Kriegsführung selbst.
Prognosen des zu erwartenden Grauens finden weitaus weniger Erwähnung als die „Notwendigkeit“, die Völkerordnung wiederherzustellen. Dabei ist die Katastrophenprognose erstes „praktisches Prinzip“, nach dem sich die Gegenwart vor der Zukunft verantworten könnte. Die Gegenwart muß sich verantworten, da sie nicht nur sich selbst aufgrund ihrer Macht bedroht, sondern diese Bedrohung nunmehr auf das „Allgemeine“ ausdehnt. Das bedeutet nicht „Panikmache“, sondern lediglich die Erfordernis eines Verhaltens, das von diesem blinden Vabanqueunternehmen Abstand nimmt, und schon bloß „aus Verantwortung“ nicht bereit ist, den geringsten Beitrag zur „amerikanischen Notwendigkeit“ zu leisten. Desertation wäre freilich ein solches Verhalten. Doch folgen die Medien heute (wieder) anderen Prinzipien. Ihre Interessen sind von diesem Krieg bestimmt, ja geradezu besessen.
Informationen sind heute ein Mittel, um Geld zu häufen, Macht auszuüben, Unrecht zu legitimieren, zur Ausübung eines Dogmatismus, wie er nur denen duldsam erscheinen kann, die in einem blinden Glauben selbstgefällig ihre Verantwortung ablehnen. Die Medien sprechen in diesen Tagen von „Erfolg“ und „Bedauern“ — sie tun es der Politik (auch) darin gleich. Verantwortung wird mit dem süffisanten Begriff der „Notwendigkeit“ vertuscht.
Wie verkommen muß man sein, zu verzerren, zu spekulieren, zu verdienen, und alles im Verbund mit dem Wagnis, das in seiner räumlichen und zeitlichen Dimension jegliche Verantwortung übersteigt? Stefan Kornatz, Hamburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen