: Asbest im Handelszentrum
■ Management des Ostberliner Firmendomizils befürchtet nun doch Asbestbelastung des Gebäudes/ Neue unabhängige Untersuchung geplant
Mitte. Die Geschäftsführung des Internationalen Handelszentrums an der Friedrichstraße schließt nicht mehr aus, daß ihr 24stöckiges Hochhaus asbestverseucht ist. Bei der Durchsicht einer Baudokumentation des Generalauftragnehmers Limex- Bau sei man darauf gestoßen, daß die feuerhemmenden Isolierungen an den Trägern des Stahlskelettbaus mit dem Klebstoff »Valquarock« verbunden worden seien, sagte der für die Technik zuständige Prokurist Rainer Ludewig. Soweit bekannt, befänden sich im Klebstoff »teilweise Anteile von Asbest«. Ähnliche Meldungen hatte man im Dezember empört als falsch zurückgewiesen.
Nach Angaben der japanischen Herstellerfirma, nach denen beim Bau des Handelszentrums kein Asbest verwandt wurde, sind offenbar falsch. Nun sollen unabhängige Fachleute das gesamte Gebäude auf Asbest hin untersuchen. Das Management des Handelszentrums rechnet jedoch nicht damit, daß einzelne Räume oder gar das ganze Gebäude wegen einer akuten Gesundheitsgefahr für die etwa 150 Mitarbeiter sowie die Gäste geschlossen werden müssen. Es werde davon ausgegangen, daß »in keinem Falle« in größerem Umfang Asbest gefunden werde, so der Prokurist. Messungen in Büroräumen im August hätten keine Luftbelastung mit Asbestfasern ergeben. Nur einzelne Technikräume seien nicht ganz asbestfrei.
Dem Ostberliner Umweltstadtrat Holger Brandt (SPD) lagen bisher keine Informationen über ein Asbestproblem beim Handelszentrum vor. Daß in Ost-Berlin außer dem Palast der Republik und dem Handelszentrum noch andere größere Gebäude in nennenswerter Zahl asbestverseucht sein könnten, hielt Brand andererseits für unwahrscheinlich. Der Stadtrat: »Uns ist offiziell bekannt, daß die Verwendung von Spritzasbest, das ist ja das Entscheidende, im Prinzip nur aufgrund westlicher Technologie möglich war und nur in Gebäuden wie dem Palast oder Hotels erfolgte.« Allerdings sind in Ost- Berlin und Potsdam teilweise noch zu DDR-Zeiten mehrere Kindertagesstätten geschlossen worden, da sich asbesthaltige Leichtbauplatten fanden. Diese in der ehemaligen DDR unter der Bezeichnung »Sokalit« massenhaft fabrizierten Platten stellten ein »großflächiges Problem dar«, warnte die Vereinigung der asbestsachverständigen Architekten und Ingenieure im November.
Jetzt wird auch die Senatsbauverwaltung aktiv. In einem Schreiben seien nunmehr sämtliche im Ostteil der Stadt tätigen Baubehörden aufgefordert worden, die jeweils in ihrem Zuständigkeitsbereich liegenden öffentlichen Gebäude nach der Konstruktionsform und dem Baualter aufzulisten, sagte Verwaltungsprecher Weninger. Es sei beabsichtigt, ein umfassendes Asbestsanierungsprogramm für Ost-Berlin vorzubereiten. Thomas Knauf
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