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Bodenkrieg „unvermeidbar“

Washington (taz) — Die militärischen Geheimdienste und mit ihnen US-Armee und Marinecorps sind von der Unvermeidbarkeit eines Bodenkrieges gegen die irakischen Truppen in Kuwait überzeugt. Sie unterbreiteten diese Einschätzung bei nichtöffentlichen Unterrichtungen der zuständigen Kongreßmitglieder im Laufe der letzten Woche. Diese Lagebeurteilung steht im Gegensatz zum vom Weißen Haus verbreiteten Eindruck, ein militärischer Sieg gegen den Irak sei ausschließlich oder zumindest weitgehend durch den Einsatz von Luftwaffe und Marine möglich. „Die militärischen Geheimdienste sind sich seit Beginn des Krieges einig, daß der Einsatz von Bodentruppen eines Tages notwendig wird“, faßte der Demokrat Les Aspin, Vorsitzender des Streitkräfteausschusses im Abgeordnetenhaus, Informationen und Einschätzung zusammen, die er und seine KollegInnen bei den nichtöffentlichen Unterrichtungen erhalten haben. Andere Kongreßmitglieder sowie deren MitarbeiterInnen äußerten sich ähnlich. Vertreter von Armee und Marinecorps, deren bisheriges Votum für einen Bodenkrieg oft als Ausdruck der Rivalität mit der Luftwaffe abgetan wurde, sehen sich durch den bisherigen Verlauf des Golfkriegs in ihrer Einschätzung bestätigt. Eine „im kuwaitischen Wüstensand eingegrabene 500.000-Mann Armee“ sei allein durch Bombardements nicht zu vertreiben. Wie auch Aspin bestätigt, geht der Streit hinter den Kulissen schon nicht mehr um die Frage, ob ein Bodenkrieg überhaupt notwendig ist, sondern darum, ob er nach 30- oder erst nach 50prozentiger Zerstörung der irakischen Stellungen aus der Luft begonnen werden soll. Experten sind sich einig: Ein Bodenkrieg würde, selbst wenn er für die USA und ihre Verbündeten siegreich verlaufen sollte, zu weit größeren Verlusten unter den eigenen Truppen führen. Für diesen Fall wird in Washington mit einem massiven Rückgang der Unterstützung für Präsident Bushs Golfpolitik gerechnet. Andreas Zumach

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