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Verfälschte Optik-betr.: "Zensur von beiden Seiten", tazvom 24.1.91

betr.: „Zensur von beiden Seiten“, taz vom 24.1.91

[...] Es steht außer Zweifel, daß es Opfer in diesem Krieg gibt. Journalisten sind jedoch keineswegs gezwungen, das Spiel Saddam Husseins und der Amerikaner, was die Berichterstattung darüber angeht, und vor allem die Absicht, die dahintersteckt, zu unterstützen, indem auf das Zeigen solcher Opfer verzichtet wird. Sie machen sich nämlich sonst mitschuldig an der verfälschten Optik, die dadurch entsteht.

Ich schlage daher vor, daß Journalisten im Anschluß an jede Berichterstattung über diesen Krieg etwa folgendes sagen: „Wir wissen, daß es zahllose Opfer in diesem Krieg gibt. Es sterben Männer und Frauen, alte und junge Menschen, Kinder und Babies. Auch die Verletzungen, die Menschen zugefügt werden, sind entsetzlich. Wenn wir das zeigen dürften, dann sähe es so aus:“ — und dann bringen sie eine Minute lang Bilder von solchen Kriegsopfern, die sie ja in Hülle und Fülle haben dürften. Diese Bilder sollten in völligem Schweigen, ohne Kommentar oder Musik, über den Bildschirm kommen, und zwar jeden Abend andere, damit die Zuschauer nicht dagegen abstumpfen können.

Ich denke, es ist die Pflicht der Journalisten eines visuellen Mediums, auch die andere Seite dieses Krieges den Zuschauern in Bildern zu zeigen. [...] Barbara Volhard, Freiburg

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