: „Chirurgische“ Kritik
■ Moderate Töne gegen die Antikriegsbewegung
Sehr milde, ja geradezu verständnisvoll äußerte sich Präsident Bush in seiner „State of the Union“-Rede zur Opposition gegen seine Golfkriegspolitik. Es sei jedermanns Recht, eine andere Meinung zu haben. Die kritischen Stimmen seien — mit ganz wenigen Ausnahmen — „sehr durchdacht“ gewesen. Eine ähnlich auffällige Zurückhaltung hatten Bush und sein Sprecher Fitzwater auch bei verschiedenen anderen öffentlichen Auftritten seit Sonntag an den Tag gelegt. Die Bush-Administration unterscheidet sich damit deutlich von der konfrontativen Haltung der Regierungen Johnson und Nixon während des Vietnamkrieges. Doch dies entspringt politischem Kalkül: Nach Angaben eines Informanten aus dem Weißen Haus trafen sich am Sonntag, einen Tag nach den großen Demonstrationen in Washington und San Francisco, führende Mitglieder der Regierung und legten eine Sprachregelung für die Reaktion auf die Proteste fest: „Nicht schrill“, „Keine Infragestellung der Motive von Demonstranten“ etc., so lauten die Vorgaben. Man glaubt nicht nur, sich diese Toleranz gegenüber einer „kleinen Minderheit“ angesichts der laut Umfragen über 80prozentigen Unterstützung für Bushs Golfkrieg- Politik leisten zu können, sondern hofft, auf diese Weise die Unterstützung für den Präsidenten zu stabilisieren. Andreas Zumach
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