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Bittere Fragen an die Friedensbewegung

Ich sehe viele Menschen auf der Straße, höre Experten im Fernsehen, die über die ökologischen Folgen des Krieges Auskunft geben und freue mich über die Millionen Menschen, die vielfältig protestieren gegen einen Krieg, der von niemandem gewonnen werden kann. Aber ich bin auch wütend und traurig. Denn noch immer werden wir in unserer Beratungsstelle mit den Folgen des irakisch-iranischen Krieges konfrontiert. Zu uns kommen Frauen, deren Kinder durch Bombenangriffe getötet wurden und die nun krank sind. Wir haben Bekannte, die von chemischen Waffen gezeichnet sind, aber wir waren damals als kleine Protestgruppe allein. Einen „Medienkrieg“ gab es als Unterstützung damals nicht.

Ich frage nun die Leute, die auf die Straße gehen: Wo wart ihr, als der mörderische Krieg begann und auch damals schon von dem Aggressor Hussein ausgelöst wurde, der nicht erst heute Menschenrechtsverletzungen begeht? Wo waren die Massen, als der Giftgaseinsatz gegen die kurdische Bevölkerung geführt wurde? Warum ist die deutsche Produktion und der Verkauf jetzt erst unmoralisch?

Unsere Appelle an die Organisationen, Parlamentarier und Gruppen blieben ebenso ohne Echo wie unsere Briefe an Außenminister Genscher, der sich diplomatisch einmischen und nicht nur die deutsche Wirtschaft in Krisengebieten unterstützen sollte.

Die iranischen Frauen fanden keine breite Unterstützung, als sie gegen ihre eigene Regierung im Interesse von Frieden opponierten, obwohl auch wir nicht nur für uns, sondern auch für die Grundwerte der Demokratie stritten. War der iranisch-irakische Krieg ein Krieg dritter Klasse, den die „unterentwickelten“ Staaten unter sich ausmachen sollten?

[...] Deswegen gehe ich bei den heutigen Friedensdemonstrationen zwei Schritte mit und einen Schritt zurück und kann nicht laut mitschreien. Denn die Empörung ist doppelt, weil ich eine doppelte Moral bei den Friedensliebenden befürchte. Wenn die deutschen FreundInnen jetzt auf die Straße gehen, weil sie Angst um ihr eigenes Wohlergehen und ihr Leben haben, wird der Protest kurzatmig sein. Die Friedensbewegung versteht unter Völkergemeinschaft dann etwas anderes als wir. Sanam M., Mitglied der „Auto

nomen Iranischen Frauenbewe

gung im Ausland,

Frankfurt am Main

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