Halbleiter abgefedert

■ Ministerin Hildebrandt: Arbeitsmarkt bricht zusammen/ 3.900 Entlassungen bei Frankfurter Halbleiter-Werken

Potsdam. 3.900 Beschäftigte der Halbleiterwerk GmbH Frankfurt (Oder) sind zum 30. Juni von Entlassung bedroht. Das sind nahezu zwei Drittel der Gesamtbelegschaft des einst größten Produzenten mikroelektronischer Bauelemente in Ostdeutschland. Für ein Großteil von ihnen durch Qualifizierung ein neues Beschäftungsfeld zu erschließen stand in Frankfurt (Oder) im Mittelpunkt eines Runden Tisches „Halbleiterwerk“, an dem sich neben Betriebsrat und Geschäftsleitung sowie Treuhand auch Vertreter der Brandenburgischen Landesregierung beteiligten.

Die Arbeitsministerin Dr. Regine Hildebrandt sprach von neuen Dimensionen bei der Fortbildung und Umschulung sowie von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die in diesem speziellen Fall angegangen werden müssen. Deshalb werde noch in diesem Monat mit Unterstützung durch die Geschäftsleitung eine Bildungsgesellschaft gegründet, die als Rechtsträgerin für einen Verbund von neunzehn Bildungsträgern fungieren soll.

Vor dem völligen Zusammenbruch des Arbeitsmarktes im Land Brandenburg bis zum Sommer hat Arbeits- und Gesundheitsministerin Regine Hildebrandt gewarnt. Mit einer solch dramatischen Entwicklung müsse angesichts der Tatsache gerechnet werden, daß es in Brandenburg jetzt bereits 14 Prozent Arbeitslose mehr gebe als im Dezember, sagte die Ministerin am Donnerstag in Potsdam. Zugleich wertete sie den deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in den östlichen Bundesländern als „Alarmsignal“.

Besonders besorgt zeigt sich die Ministerin über die Arbeitslosigkeit von Frauen, die mit 53 Prozent überproportional an der Gesamtarbeitslosenzahl vertreten seien.

Die Zahl der Arbeitslosen im Land Brandenburg stieg von 7,4 Prozent im Dezember auf 8,4 Prozent Ende Januar. Bei der arbeitsmarktpolitischen Entwicklung liegt das Bundesland etwa gleichauf mit Thüringen und Sachsen-Anhalt, die rund 8,6 Prozent Arbeitslosigkeit haben. Überdurchschnittliche Quoten haben Mecklenburg-Vorpommern mit 10,9 Prozent sowie der Ostteil Berlins mit 10,1 Prozent. Nur Sachsen schnitt mit einer Quote von 7,6 Prozent besser ab. adn/dpa