Opfer von Agent Orange erhalten Entschädigung

■ Vietnamesische Zivilbevölkerung geht leer aus

Washington (taz) — Kurz bevor möglicherweise viele neue Versehrte und Tote anfallen, sollen diejenigen des letzten großen Krieges ruhiggestellt werden — zumindest die aus den eigenen Reihen. Wenige Tage vor Beginn des Bodenkrieges gegen Irak unterzeichnete Präsident Bush diese Woche ein Gesetz, das finanzielle und medizinische Hilfen ermöglicht für die Opfer von „Agent Orange“ unter den Vietnamkriegsveteranen — zwanzig Jahre nachdem die US- Luftwaffe große Teile des südostasiatischen Landes mit dem „Pestizid entlaubte“, wie es im verharmlosenden Deutsch der Nachrichtenagenturen heißt.

Die Folge des Chemiewaffeneinsatzes: Zehntausende VietnamesInnen starben, erkrankten an Krebs oder brachten mißgebildete Kinder zur Welt. Riesige Bodenflächen des Agrarstaates sind nach wie vor verseucht und nach Ansicht von Experten bis ins nächste Jahrtausend hinein landwirtschaftlich nicht nutzbar. Hierfür gibt es bis heute keinen Pfennig an Entschädigung und wird es auch wahrscheinlich nie geben. Für die Opfer in Vietnam gibt es in den USA kaum mehr eine Lobby. Schon die mit dem jetzt unterschriebenen Gesetz gewährte Unterstützung für die „Agent-Orange-Opfer“ unter den US-AmerikanerInnen bedurfte eines jahrelangen zähen Kampfes von Vietnamkriegsveteranen, Friedensgruppen, Medizinern und Juristen. Den Ausschlag für die notwendige Mehrheit im Kongreß gab schließlich der Meinungsumschwung eines Senators, der lange Zeit gegen eine Entschädigung plädiert hatte. Die Unterstützung ist engherzig und bleibt weit unter den Forderungen der Betroffenen: Hinterbliebene erhalten eine geringe Entschädigungssumme. Vietnamveteranen, die an Chlorakne oder an zwei im Gesetz genau definierten Krebsarten erkrankt sind, erhalten eine karge Behindertenrente. Wer an einer anderen Art von Krebs leidet, darf weiter darauf warten, daß die Nationale Akademie der Wissenschaften entscheidet, daß auch diese Krankheit von „Agent Orange“ verursacht wurde. azu