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Die Havelchaussee liegt am Müggelsee

■ Autoverkehr am Ufer des Müggelsees gefährdet Trinkwasserbrunnen/ Wasserwerker warnen: Größeres Risiko als an der Havelchaussee/ Eine Milliarde für Kanalisation in Köpenick

Berlin. Der starke Autoverkehr am Nordufer des Müggelsees gefährdet die Ostberliner Trinkwasserversorgung. Trabant contra Trinkwasser — diese Warnung kommt jetzt von den Berliner Wasserbetrieben, die seit einigen Monaten auch für die Wasserwerke im Ostteil der Stadt mitverantwortlich sind.

Am Müggelsee gebe es »sehr gravierende« Probleme, weil der Müggelseedamm und der Fürstenwalder Damm direkt an den Trinkwasserbrunnen des Wasserwerks Friedrichshagen vorbeiführten, sagte Betriebssprecher Günther Rudolf zur taz. Öl und andere Schadstoffe könnten leicht in das Grundwasser geraten und zwei Brunnengalerien unbrauchbar machen. Um das Versickern von Schadstoffen zu verhindern, sei es dringend nötig, die Straßen mit Schutzvorrichtungen zu versehen.

Nach Rudolfs Worten handelt es sich um das »gleiche Problem« wie bei der Havelchaussee am Wannseeufer. Weil Müggelseedamm und Fürstenwalder Damm vielbefahrene Durchgangsstraßen sind, auf denen überdies reger LKW-Verkehr herrscht, sind die Probleme hier aber eher noch größer. Die Havelchaussee sei »dagegen relativ harmlos«, meinte der Sprecher.

Anstatt die Havelchaussee ohne ausgleichende Schutzmaßnahmen wieder für den Autoverkehr zu öffnen und damit neue Risiken zu schaffen, sollte der Senat besser etwas gegen die Gefahren am Müggelsee tun, empfehlen kritische Wasserexperten. CDU und SPD hatten bereits beschlossen, jedes Jahr zusätzlich 100 Millionen Mark in die Sanierung des Müggelsees und den Wasserschutz im Ostteil der Stadt zu stecken. Noch ist aber unklar, was mit diesem Geld im einzelnen geschehen soll. Lutz Wicke (CDU), der neue Staatssekretär in der Umweltverwaltung, kann sich vorstellen, daß der See eine Phosphateliminationsanlage (PEA) bekommt. An der Mündung der Spree gebaut, könnte die Anlage Waschmittelrückstände aus dem Wasser filtern und damit verhindern, daß der See mit Nährstoffen überdüngt wird und schließlich umkippt. »Tendenziell« sei eine derartige Anlage, wie sie bereits seit Jahren am Tegeler See arbeitet, eine »sehr wirksame Maßnahme«, versichert Wicke.

Es gibt aber auch Kritiker einer derartigen großtechnischen Lösung. Eine PEA — Kostenpunkt: 130 bis 150 Millionen Mark — wäre mit einem »erheblichen Eingriff in die Natur verbunden«, ihre Wirksamkeit sei trotzdem zweifelhaft, solange ungeklärte Abwässer direkt in den See fließen könnten.

Auch die Wasserbetriebe betrachten es als »vordringlich«, die Wohnsiedlungen in der Nähe des Sees endlich an die Kanalisation anzuschließen. Rund um den See, aber auch links und rechts der Dahme, am Seddiner See und am Gosener Kanal befinden sich Trinkwasserbrunnen des Wasserwerks Friedrichshagen. Aus dem See selbst pumpt das Wasserwerk Trinkwasser. Trotzdem leiten die Bewohner der Köpenicker Ortsteile Müggelheim, Rahnsdorf, Wilhelmshagen, Klein-Venedig, Karolinenhof und Schmöckwitz ihre Schmutzwässer bis heute nur in Sammelgruben oder direkt in den See. Auch nach altem DDR-Recht war das hier im Wasserschutzgebiet verboten. Die Zustände wurden geduldet, weil der sozialistischen Bauwirtschaft die Kapazitäten zum Kanalisationsbau fehlten.

Das »Ausmaß des Defizits« an Abwasserrohren sei auch den Senatsbehörden erst seit wenigen Wochen bekannt, heißt es. Insgesamt leben im Ostteil der Stadt 70.000 Menschen in Wohnsiedlungen ohne Kanalisation. Astronomische Summen sind notwendig, um diese Haushalte an Klärwerke anzuschließen. Allein rund um den Müggelsee, so schätzen Experten, müßte etwa eine Milliarde Mark verbuddelt werden. hmt

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