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Cinemania

■ Rufus Butler Seders geniale Stilposse „Screamplay“, 23.55 Uhr, BR 3

Der 1948 geborene Rufus Butler Seder ist einer der wenigen wirklich Besessenen. Seine erklärte Liebe gilt dem deutschen Expressionismus, namentlich Wienes Caligari und Murnaus Nosferatu. Nicht nur deren lange Schatten und harte S/W- Kontraste verleihen seinem 1984 gedrehten Debüt Screamplay Atmosphäre. Auch das Spiel der Akteure ist an überzeichneten Gesten des Stummfilms orientiert.

Edgar Allen, vorzüglich von Butler Seder selbst gemimt, ist ein sensibeler Horrorkrimi-POEt, der sein Glück als Drehbuchschreiber in Hollywood sucht. Den Gemeinheiten seiner Mitmenschen hilflos ausgeliefert, vermag sich E.A. um so blutiger in der Phantasie zu rächen.

Als Hausmeister in einer miesen Klitsche sitzt er in einer tristen Besenkammer und verarbeitet in der Freizeit die Schlacke des psychopathologischen Hochofens Hollywood zu einem Skript. Die Palette zerbröselter Illusionen aus der Traumfabrik, die über den schmierigen Agenten Kleindorf (Ed Calahan), eine abgehalfterte Pornoqueen (Lynda Robinson) bis zu einem durchgeknallten Hippie-Guru (Bob White) mit E-Gitarre reicht, bietet Stoff für furiose Mordgeschichten. Stereotype Situationsbeschreibungen der Groschenhefte werden zum liebevoll konstruierten Running-Gag.

E.A.s Herz gehört dem talentlosen Provinzteenie Holly (Kathy Bolger). Als seine Manuskripte verschwunden und die darin beschriebenen Morde peinlich genau ausgeführt sind, gerät E.A. unter dringenden Mordverdacht, von dem er sich nur befreien kann, indem er sein eigenes Mordszenario schreibt...

„Who would kill a talented kid like you?“ fragt ihn am Ende der Produzent mit dem bluttriefenden Skript in der Hand. — „Holly would!“ erklärt E.A. Manfred Riepe

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