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Gefreiter Schulze wird sich bedanken!-betr.: "Unter dem Druck der Eskalation" von Klaus Peter Klingelschmitt, taz vom 5.2.91

betr.: „Unter dem Druck der Eskalation“ von Klaus Peter Klingelschmidt, taz vom 5.2.91

Nachdem die linken Kriegsbefürworter mit ihrem absurden Vergleich zwischen dem Drittweltland Irak von 1991 und der Weltmacht Deutschland von 1938 bei der Friedensbewegung auf Granit gebissen haben, empfiehlt KPK allen Ernstes, die Verbrüderung von Kriegsbefürwortern und -gegnern in einer gemeinsamen Kampagne gegen „die bundesdeutschen Waffenexporteure und die sie tolerierenden Politiker“ und den drohenden Kriegseintritt der Bundeswehr.

Das geht nicht. Denn in der Logik der Kriegsbefürworter soll ja gerade Gefreiter Schulze an die Front, um die Untaten der Herren Reuter, Kohl, Genscher und so weiter wiedergutzumachen. Gefreiter Schulze wird sich bedanken!

Die Kriegsgegner hingegen möchten, daß der Gefreite Schulze zu Hause bleibt, denn ihre Logik sieht — die taz-Debatte zusammengefaßt — anders aus:

1.Schutz Israels vor möglicherweise einsetzbaren Massenvernichtungswaffen des Irak durch international garantierte Abschreckung;

2.Schutz Saudi-Arabiens vor einem irakischen Einmarsch durch Stationierung von UNO-Truppen,

3.Abzug der irakischen Truppen aus Kuwait im Tausch gegen eine Nahost-Friedenskonferenz, die neben anderen Fragen zuvörderst die Palästinenserfrage regelt, indem sie das Existenzrecht Israels wie das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser garantiert,

4.zu diesem Zweck Waffenstillstand und wenn nötig Fortsetzung des Embargos.

Teilnahme am Krieg mit dem Ziel der bedingungslosen Kapitulation des Irak oder aktive Beteiligung an einer Friedensinitiative wie dargestellt, das sind grundlegend verschiedene Forderungen an die Bundesregierung. Tertium non datur. Mögen die linken Sandkastenstrategen und Bellizisten aufhören zu bellen, die Friedenskarawane zieht hoffentlich weiter. Zwecks Begrenzung des katastrophalen Schadens, der bereits auch durch deutsche Waffen, deutsches Geld und deutsche Politik angerichtet worden ist. Jochen Esser

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