: „Schlechte Araber“ bekommen kein Geld mehr
■ Auf der falschen Seite im Krieg: Die Menschen in den ölarmen kleineren Golfstaaten werden wirtschaftlich hart getroffen
Abu Dhabi (ips/taz) — Saddam Hussein hatte bei seinem Einmarsch in Kuwait auch eine gerechte Verteilung der Schätze Arabiens, vor allem des Erdöls, versprochen. Seine Unterstützer, die Länder Jordanien, der Jemen und der Sudan, hätten diesem Versprechen besser nicht geglaubt: Für sie gibt es derzeit weder Erdöl noch — wie bisher — Geld aus den anderen arabischen Staaten, das ihre maroden Wirtschaften über Wasser halten könnte. Auf insgesamt 150 Milliarden US-Dollar beläuft sich bereits jetzt die gesamte Auslandsschuld der elf wenig begüterten arabischen Staaten Ägypten, Djibouti, Jemen, Jordanien, Libanon, Marokko, Mauretanien, Somalia, Sudan, Syrien und Tunesien.
Die Einteilung in „gute und schlechte Araber“ gemäß dem Verhalten im Golfkrieg könnte Staaten wie den Jemen, Jordanien und den Sudan endgültig aufs wirtschaftliche Abstellgleis schieben. Rund 76 Milliarden Dollar haben die Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) — Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate — zwischen 1970 und 1987 in die ölarmen arabischen Staaten gepumpt, dazu kamen zehn Milliarden Dollar Investitionen. Selbst nach dem Verfall der Ölpreise im Jahre 1982 gingen die Beiträge bis 1987 mit 27 Milliarden Dollar nicht wesentlich zurück. Weitere 25 Milliarden Dollar erhielten zwischen 1970 und 1987 Jordanien, Syrien und die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO für ihren „Frontkampf“ gegen Israel, 30 Milliarden Dollar bekam der Irak während seines achtjährigen Krieges gegen den Iran.
Den Löwenanteil der Hilfe leistete bislang Saudi-Arabien mit 75,7 Prozent, gefolgt von Kuwait mit 17,2 Prozent und den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 3,6 Prozent. Die Hauptnutznießer waren Syrien mit 27,5 Prozent, Jordanien mit 22,7 Prozent, der Sudan mit neun und der Jemen mit sieben Prozent.
Syrien und auch Ägypten dürften, soweit absehbar, auch über die gegenwärtige Krise hinwegkommen, weil sie auf der richtigen Seite stehen. „Die reichen Golfstaaten werden sich bei diesen beiden Ländern für ihre Hilfe in der antiirakischen Allianz sicher erkenntlich zeigen“, so ein Bankmanager in Abu Dhabi. Schon jetzt haben die USA Ägypten sieben Milliarden Dollar — rund die Hälfte der Auslandsschulden — erlassen. Der GCC kündigte einen ähnlichen Schritt an und stellte die Ausdehnung der Hilfe auf jährlich bis zu fünf Milliarden Dollar in Aussicht.
Ganz anders Jordanien, dessen König Hussein sich Schritt für Schritt dem Irak nähert. Schon das Zusammenstreichen der GCC-Hilfsgelder von 1,6 Milliarden Dollar 1986 auf 700 Millionen Dollar 1989 zwang Amman, sich in zusätzliche Schulden zu stürzen. Die Auslandsausstände belaufen sich mittlerweile auf acht Milliarden Dollar. „Ohne Unterstützung könnte Jordanien wirklich in eine noch nie dagewesene Krise schlittern“, so der Banker aus Abu Dhabi. „Zur möglichen völligen Einstellung der Hilfe des GCC kommt noch der Handelsausfall mit dem Irak hinzu und ein weiterer Rückgang der Devisensendungen von Arbeitern im Ausland.“
Jordanien wickelte bis zur Verhängung des UN-Embargos gegen den Irak fast 50 Prozent seines Außenhandels mit dem östlichen Nachbarland ab. Zusätzlich erschwert wird die wirtschaftliche Situation Jordaniens durch die mehr als 200.000 Arbeiter aus dem Irak und aus Kuwait, die nach Hause zurückgekehrt sind. Für sie gibt es in der Heimat kaum Arbeitsplätze.
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