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London will Beweise für Rückzug

■ Skepsis in Großbritannien/ Zurückhaltung in Frankreich/ Sowjets warten ab

Moskau/Dublin/Paris/(taz) — Die britischen Augen waren zunächst auf Washington gerichtet, nachdem bekannt geworden war, daß der Irak die UN-Resolution 660 anerkennen und sich aus Kuwait zurückziehen werde. Weder Premierminister John Major noch Außenminister Douglas Hurd oder Verteidigungsminister Tom King waren zu einer sofortigen Stellungnahme bereit. Erst gegen Mittag veröffentlichte das Außenministerium eine Erklärung, in der das Mißtrauen ausgedrückt wurde: „Wir haben bisher lediglich von einem Bericht über eine Entscheidung gehört. Falls Irak sich tatsächlich vollständig und unwiderruflich aus Kuwait zurückziehen und sich den Resolutionen des UN-Sicherheitsrats bedingungslos unterwerfen sollte, wäre das eine gute Nachricht für die ganze Welt. Es scheint jedoch, daß unakzeptable Bedingungen daran geknüpft sind. Wir benötigen umgehende Beweise für den Rückzug.“ Außenminister Hurd bestätigte, daß es ohne Beweise für den Abzug keinen Waffenstillstand geben werde.

Bei BBC herrschte jedoch die Meinung, daß es Saddam lediglich um einen Propaganda-Coup gehe, sich seine Haltung jedoch in Wirklichkeit nicht geändert habe. Auslandskorrespondent Brian Hanrahan hielt die Erklärung aus Bagdad für „einen neuen Trick Saddams“ und forderte, der militärische Plan müsse „ohne politische Einmischung“ durchgezogen werden, da man kurz vor dem Sieg stehe.

Die französische Regierung hatte es gestern nicht eilig, auf die Ankündigung aus Bagdad zu reagieren und sich auf ungewisses Terrain zu begeben. Der Sprecher des Außenministeriums, Daniel Bernard, erklärte, Frankreich erwarte jetzt „einen Zeitplan“ für den Rückzug Iraks.

Das offizielle Moskau wollte gestern nachmittag kurz nach dem Empfang des irakischen Friedenssignals noch keine endgültige Stellungnahme abgeben. Ein Sprecher Gorbatschows, Wladimir Tumurkin, sagte lediglich, die Ankündigung Iraks, unter bestimmten Umständen seine Truppen abzuziehen, bekräftige die Eindrücke Moskaus aus den jüngsten Kontakten mit Bagdad. Tumurkin lehnte jedoch jeden weiteren Kommentar ab: „Bevor einige Elemente nicht geklärt sind, ist es noch zu früh für eine Kommentierung“, sagte der Sprecher. „Aber bis zu einem gewissen Grad bestätigt es den Inhalt der Diskussionen, die Primakow in Bagdad hatte, als er von einem Hoffnungsfunken sprach.“

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