Konvertiert!

■ Die Volleyballerinnen vom SC Berlin wurden kollektiv vom CJD gekauft, um den Klassenerhalt zu sichern

Berlin (taz) — Und wieder siegte die kalte Knete. Der Ausverkauf des Sports in den fünf neuen Ländern geht munter weiter. Eines der besten europäischen Volleyballteams, DDR-Rekordmeister SC Berlin, ehemals SC Dynamo (Ost), wechselt zum sicheren Bundesliga- Absteiger CJD Berlin (West).

Als voraussichtlicher Meister der Oberliga Ost bringen die Frauen von Trainer Volker Siegel einen sicheren Platz in der Bundesliga mit in die Ehe. In der nächsten Saison wird seine Mannschaft, gespickt mit aktuellen Auswahlspielern der Extraklasse, Susanne Lahme, Maike Arit usw., ein gewichtiges Wort um die Vergabe des deutschen Titels mitzureden haben. Dazu konnte aus Holland mit Nationalspielerin Saskia van Hindum (Olympus Sneek) eine wichtige Verstärkung für die Zuspielposition verpflichtet werden.

Unterkühlt reagiert der klerikale Verein im Westen der Stadt. CJD- Präsident Josef Heinz bleibt zwar auch zukünftig durch diesen Coup mit einem Team in der deutschen Eliteliga vertreten, kann sich aber derzeit zu keinem Kommentar durchringen. Auch finanziell scheint bereits alles geregelt. Eine Hamburger Versicherungsgesellschaft greift den zum rechten Glauben konvertierten Sportlerinnen in der kommenden Saison mit einer fünfstelligen Summe unter die Arme. Selten ist es einem Westberliner Sportverein so leicht gemacht worden, im europäischen Spitzensport mitzumischen.

Im Zusammenhang mit der »Übernahme« des SC Berlin setzt ein größeres Stühlerücken beim CJD ein. Der langjährige Vereins- und Landestrainer Janos Toth hat offenbar ausgedient. Als Landestrainer für den Westteil der Stadt darf er sich zukünftig um den Nachwuchs kümmern. Denn SCB- Coach Volker Spiegel begleitet nicht nur seine erste Sechs in den Westen, er beansprucht auch den Platz in der zweiten Liga für seine Juniorinnen. Was einige CJDlerinnen recht erbost, kommen sie sich doch abgeschoben vor.

Zur Vermarktung des ganzen Unternehmens Bundesliga bringt der ehemalige Stasi-Klub auch gleich einen neuen Manager mit in die kirchliche Trauungszeremonie ein. Siegbert Brutschin, altgedienter Dynamo-Recke, soll die Spielerinnen künftig durch die Wirren der marktorientierten Bundesliga lenken. Vielleicht sollten sich einige Ost-Funktionäre mal wieder beim Tauziehen betätigen — die Seilschaften funktionieren noch prächtig.

uzi