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„Nicht nur pure Propaganda“

■ Pierre Salinger über das bedingte Abzugsangebot Saddam Husseins aus Kuwait INTERVIEW

Der ehemalige Pressesprecher von John F. Kennedy, Pierre Salinger, ist heute Ressortchef der US-amerikanischen Fernsehkette ABC für Europa und Nahost. Zusammen mit dem französischen Reporter Eric Laurent hat er das Buch „La guerre du Golfe — le dossier secret“ geschrieben, das in Frankreich bereits zum Bestseller avanciert ist. Eine deutsche Übersetzung wird vorbereitet.

Frage: Was halten Sie vom irakischen Verhandlungsangebot?

Pierre Salinger: Es ist das zweite grüne Licht für Verhandlungen, das Saddam Hussein aussendet. Am vergangenen Montag (11. Februar) habe ich in Rabat den König von Marokko getroffen. Hassan II. hat mir einen Eindruck bestätigt, der sich schon bei seiner Rundfunkansprache vor einer Woche aufgedrängt hat, bei der Saddam Hussein bereits Gesprächsbereitschaft gezeigt hat: Es handelt sich bestimmt nicht um pure Propaganda. Mehrere Quellen im Irak, mit denen ich in regelmäßigem Kontakt stehe, bestätigen, daß Saddam es diesmal ernst meint. Der Irak ist heute tatsächlich mehr denn je seit Beginn des Krieges bereit, eine Verhandlungslösung zu akzeptieren.

Aber könnte das, was er jetzt vorschlägt, denn für die Koalition auch nur im entferntesten akzeptabel sein? Oder ist es bloß ein Anfang?

Wahrscheinlich ist es ein Anfang. Im übrigen verlangt die Resolution 660, auf die er sich bezieht, den bedingungslosen Rücktritt aus Kuwait. Das ist nur der Anfang eines diplomatischen Balletts, bei dem sich der Irak mit zwei anderen Nationen zusammensetzen will, mit Iran und der Sowjetunion. Vergessen Sie nicht, daß die Resolution 660 auch Verhandlungen zwischen dem Irak und Kuwait um die zwischen diesen beiden Ländern umstrittenen Territorien vorsieht. Die Sowjetunion wird die Kuwaiter nachhaltig drängen, mit dem Irak zu verhandeln.

Welches Spiel spielt Moskau?

Am Anfang der Krise gab die Sowjetunion das Bild einer geschwächten Macht ab, die von den USA in die Koalition gezogen wurde. Wenn die Sowjetunion nun der Motor einer diplomatischen Lösung wird, gewinnt sie wieder das Gesicht einer Großmacht. Und die Erfolge in der Außenpolitik waren immer entscheidend für Präsident Gorbatschow, der in der Innenpolitik ja kaum welche vorweisen kann. Und wenn er eine Lösung vermitteln kann, die keines der arabischen Länder demütigt, wird dies auch sein Prestige bei den eigenen islamischen Republiken erhöhen. Zwei Trümpfe also im Kampf gegen die Falken unter den Kommunisten, die ihm die Macht entreißen wollen.

Das Interview erschien in 'Le Journal du Dimanche‘ vom 17. Februar 1991. Übersetzung: thos

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