Viele vermissen die großen Stars

■ Viele Filmgrößen bleiben der Berlinale fern/ Längst nicht alle Vorstellungen sind ausverkauft

Berlin. »Ich finde die diesjährige Berlinale ziemlich flau, ohne Glimmer und bunte Show«, beklagt sich Festivalbesucherin Bärbel Wasmuth aus West-Berlin. Hin und her eilende Kameramänner, Photographen und viele Sicherheitskräfte bestimmen das Bild in der Foyerhalle des Berliner Zoopalastes. »Hier laufen ja bald nur noch Journalisten rum, die sich aus Mangel an großen Schauspielern gegenseitig interviewen«, meint auch Seriendarsteller Arthur Brauss aus München. Er findet es sehr bedauerlich, daß auf der Berlinale zunehmend weniger Wert auf die Darsteller gelegt wird und viele der erwarteten Gäste aus Angst vor möglichen Anschlägen lieber zu Hause bleiben.

Für die verstärkten Sicherheitskontrollen an den Eingängen zu den Kinosälen zeigen die meisten Kinofans jedoch großes Verständnis. »Der Golfkrieg überschattet auch diese Veranstaltung, doch lasse ich mir nicht die Freude an den Filmen nehmen«, meint ein Besucher aus Ost-Berlin. Auch Regisseur Hark Bohm empfindet die Kontrollen zwar als »etwas lästig«, doch hält er sie aufgrund der internationalen Lage für unbedingt notwenig.

Die Sicherheitskräfte, die an allen Veranstaltungsorten verstärkt vor den Eingängen postiert sind, verzeichnen nach den ersten vier Tagen der Filmfestspiele einen sehr ruhigen Verlauf. Zu Zwischenfällen kam es nicht. Bei den Einlaßkontrollen wurden lediglich spitze Gegenstände gefunden. Nur vereinzelt mußten Besucher mit Messern in der Tasche abgewiesen werden. Zu einer Unterbrechung der Veranstaltung kam es nur am Montag abend, als ein Dutzend DemonstrantInnen zu Beginn des amerikanischen Films Der Pate III ein Transparent entrollten, um gegen den Krieg an Golf zu protestieren.

Für sehr gut organisiert hält Filmstar Jane Russell das Berliner Filmereignis. »Ich finde es hier sehr aufregend und freue mich, in Berlin zu sein«, meint die 69jährige Schauspielerin, die trotz Golfkrieg den Flug nach Berlin nicht gescheut hat. Auch Festivalleiter Moritz de Hadeln gibt sich mit dem bisherigen Verlauf der Filmtage sehr zufrieden. »Die Stimmung ist gut und es war offenbar richtig, die Berlinale nicht ins Wasser fallen zu lassen.«

Mangelt es den diesjährigen Berliner Filmfestspielen auch an Stars und bunter Show, so können sich dieVeranstalter über Besucherzahlen nicht beklagen. »Fast alle Vorstellungen sind ausverkauft«, meint Peter Böhme, Leiter des Kartenbüros. Entgegen aller Unkenrufe seien jedoch für die meisten Filme Karten an der Tageskasse oder im Vorverkauf im Europa-Center sowie im Ostberliner Kino International zu erhalten. »Wer dennoch leer ausgegangen ist, sollte es bei den Ostberliner Kinos versuchen«, meint Böhme. Hier seien die Filmtheater bisher nur sehr schlecht besucht gewesen.

Eng ist es für die beruflich mit der Berlinale Beschäftigten. Die Festspiele platzten schon seit Jahren bedrohlich aus den Nähten, die Teilnehmerzahl war organisatorisch immer schwerer zu verkraften. Für neue Räumlichkeiten bot sich das »Haus der Kulturen der Welt« an, wo jetzt die Berlinale-Journalisten untergebracht sind. Maren Martell (dpa)