piwik no script img

Von Falken und Kamelen

In den Golfstatten ist der Falke ein begehrtes Jagdtier und ein Zeichen von Reichtum. Deshalb ist der kuwaitische Emir zur Zeit auch stocksauer. Nach der irakischen Invasion mußte der Geldsack nämlich seine komplette, 100köpfige Sammlung von Jagdfalken aufgeben. Die seltene Tierart, die seit 1972 durch die Washingtoner Artenschutzkonvention geschützt ist, pflanzt sich in Gefangenschaft nur schwer und erst nach Jahren fort. Der Emir braucht trotzdem nicht lange zu warten, um sich eine neue Sammlung zulegen zu können, denn er hat schließlich genug Bargeld, und dafür ist bekanntlich alles, von Giftgas und anderen Massenvernichtungswaffen bis hin zu vom Aussterben bedrohte Kreaturen, zu haben — vorzugsweise natürlich in Deutschland.

Da auch andere gelangweilte aber schwerreiche Herren aus der Region ihre Tiere verloren haben, wittern einige der deutschen Falkner das Geschäft ihres Lebens. Um die Nachfrage schneller decken zu können, suchen sie im Ausland nach den begehrten Eiern der Wanderfalken. Die frei gelegten Eier werden illegal nach Deutschland geschmuggelt, in Gefangenschaft ausgebrütet und als Zuchttiere verkauft. Je nach Art bringt ein Falke zwischen 3.000 und 90.000 Mark. Der Vorsitzende des lothringischen Falkenschutzvereins „SOS Faucon“, Claude Kurtz, nennt diesen florierenden Handel der Eierdiebe einen Skandal. „Die deutschen Behörden unternehmen keinerlei Kontrolle der Herkunft der Tiere“, klagt er. Ab und zu werden einige der Schmuggler geschnappt. So wurde ein Ökologe aus Worms mit fünf Wanderfalken an der Grenze bei Straßburg aufgegriffen. Ein anderer deutscher Falkner konnte von britischen Zöllnern in Dover mit 12 Eiern im Hemdsärmel verhaftet werden. „Die Schmuggler sind sehr gut organisiert“, weiß Kurtz. Zum Beispiel wurde der Sohn eines Falkners aus Köln nur einen Tag nach seiner Verhaftung in den USA nach Zahlung einer Kaution wieder freigelassen.

Die Chinesen machen's anders rum. Sie wollen Kamele aus der Golfregion importieren und in Dosen stopfen. Mit „chinesischen Kräutern können die Kamele zu schmackhaftem, gesunden Fleisch verarbeitet werden“, ließ die Pekinger Regierung melden. Der neue Dosenplan hat Tradition in der Volksrepublik. China ist weltweit einer der führenden Konservenhersteller. Zu dem weit gefächerten, leckeren Angebot gehören unter anderem Schlangen, Bären, Eidechsen, Grashüpfer und Leoparden. Mahlzeit! Karl Wegmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen