: Holocaust-Mahnmal am Leipziger Platz
■ Förderkreis um Lea Rosh wirbt für ein Denkmal für deportierte und ermordete Juden/ Die Hälfte der Baukosten soll mit Spenden finanziert werden/ 100.000 Mark wurden bereits gesammelt
Berlin. »Im Land der Täter und Vollstrecker gibt es noch nicht einmal ein Denkmal, das an die Deportationen der Juden aus ihren Ländern und an ihre Ermordung erinnert«, empört sich die Journalistin Lea Rosh. Sie gehört dem Vorstand einer Gruppe an, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Deutschen dazu zu bewegen, in Berlin ein entsprechendes Mahnmal zu errichten.
Seit Ende 1989 sprechen die Gruppe und Mitglieder ihres Kuratoriums, darunter der Leipziger Dirigent Kurt Masur, Daimler-Benz- Chef Edzard Reuter, der Schriftsteller Siegfried Lenz und der Verfassungsrichter Helmut Simon, bedeutende Bundespolitiker an, um Zustimmung für ein solches Denkmal zu sammeln, dessen Errichtung die Förderer als eine nationale Verpflichtung ansehen.
Mittlerweile haben sich schon Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Kanzler Helmut Kohl und der SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel positiv zu dem Holocaust- Mahnmal geäußert. An weiteren prominenten Unterstützern fehlt es nicht: Die Politiker Willy Brandt, Herta Däubler-Gmelin, die Schriftsteller und Autoren Günter Grass, Heiner Müller und Christa Wolf, der Kabarettist Dieter Hildebrandt, die Journalisten Klaus Bednarz und Hanns Joachim Friedrichs gehören dazu.
Das Mahnmal soll nach den Plänen des Förderkreises an einem historisch belasteten Ort in Berlin entstehen, auf dem Gelände des Potsdamer/Leipziger Platzes, nahe dem einstigen »Führerbunker« zwischen der ehemaligen Reichskanzlei und dem Brandenburger Tor. Dort befindet sich auch der Bunker der ehemaligen SS-Leibstandarte.
Damit ist das Gelände an der Prinz-Albrecht-Straße, wo während der Naziherrschaft die SS ihr Hauptquartier hatte und die Gestapo grausame Verhöre führte, für den Förderkreis aus dem Gespräch. Dort sollen sich nach den Vorschlägen einer Fachkommission die freigelegten Mauerreste mit Folterkellern und die Ausstellung »Topographie des Terrors« zu einer Einheit verbinden. Das Vorhaben des Förderkreises für das Juden-Mahnmal hat allerdings bessere Chancen auf Verwirklichung. Denn die Hälfte der Baukosten, etwa zehn Millionen Mark, sollen Spenden decken. Margherita von Brentano, Vorstandsmitgied des Förderkreises, bezifferte die bereits gesammelten Gelder auf 100.000 Mark. Weitere größere Summen seien bereits von Industrieunternehmen zugesagt.
Das Projekt des Förderkreises ist nicht völlig unumstritten. Die Stätte des Gedenkens wolle nur für die Verbrechen an Juden erinnern, schließe deshalb die zum Beispiel ebenfalls verfolgten Zigeunerstämme der Sinti und Roma aus, lautet der Vorwurf. Berlins neuer Kultursenator Ulrich Roloff-Momin steht, wie es heißt, den Plänen »grundsätzlich positiv gegenüber«. Allerdings würde auch er es befürworten, wenn das Denkmal alle von den Nazis verfolgten europäischen Bevölkerungsgruppen einbeziehen würde. Der Förderkreis betrachtet diese Ansicht als Anregung. Gegen Erinnerungsstätten allgemein »Für die Opfer des Faschismus« wehrt er sich jedoch hartnäckig. »Das sind nur pauschale Ausweichmanöver«, kritisiert Frau von Brentano. Sie empfiehlt, daß für Sinti und Roma eine besondere Gedenkstätte gebaut werden könne. Elisabeth Weymann/dpa
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