: Bauen Deutsche und Japaner den Irak wieder auf?
■ Bisher 70 Prozent der Kuwait-Aufträge an US-Firmen vergeben
Washington/London (dpa) — Bei der Frage nach der Beteiligung beim Wiederaufbau in der Golfregion nach dem Krieg winken deutsche Unternehmen ab. Dies sei „viel zu verfrüht“ hieß es unisono aus den Presseabteilungen. Das sehen Amerikaner, Engländer und Franzosen für den „Tag danach“ anders. Allein für den Wiederaufbau Kuwaits werden die Kosten auf rund 100 Milliarden Dollar (150 Milliarden DM) geschätzt.
Obwohl die Folgen der Bodenoffensive für Kuwait noch nicht zu übersehen sind, kursiert unter den Exilkuwaitis schon ein Plan: Eine Hand wäscht die andere. US- und britischen Unternehmen winken fette Aufträge. Nach britischen Presseberichten hat Majid al Shaheen, Leiter des kuwaitischen Rettungsprogramms, schon 200 Verträge zum Wiederaufbau unterzeichnet, 70 Prozent davon mit US-Unternehmen. „Amerika hilft uns mit all seiner Macht und all seinen Kindern“, sagte Kuwaits Minister für Staats- und Stadtangelegenheiten, Fahd Al- Hawasi, dem US-Wirtschaftsmagazin 'Business Week‘. Den Deutschen und Japanern will Kuwait angeblich die kalte Schulter zeigen. Dafür könnten aber Aufträge aus dem Nachkriegs-Irak kommen, da beide Länder nicht direkt an den Kämpfen beteiligt sind.
Mit einem der dicksten Aufträge kann die US-Firma Raytheon rechnen, die auch Patriot-Raketen produziert. Für 5,7 Milliarden Dollar soll sie den Flughafen in Kuwait wiederherrichten. Andere US-Unternehmen haben angeblich auch schon lukrative Aufträge in der Tasche oder in Aussicht: Motorola für ein mobiles Nachrichtennetz, Caterpillar für Dieselgeneratoren zur Stromerzeugung, der im Nahostgeschäft etablierte Bau-Multi Bechtel für Bauprojekte, und Ölfirmen, die zum Teil schon vor dem Krieg in Kuwait tätig waren, für die Repaturen an den rund 1.000 Ölquellen und Raffinerien.
In der Bundesrepublik sagte ein ein Sprecher der Hochtief AG, des zweitgrößten Baukonzerns der Bundesrepublik, erst wenn der Krieg beendet sei, könne man über einen Wiederaufbau reden. Dabei würden dann die Modalitäten des Friedensschlusses wichtig: Wenn Iraks Staatschef Saddam Hussein an der Macht bleibe, könne er sich schwerlich vorstellen, daß westliche Länder Kreditbürgschaften für Bauvorhaben im Irak übernehmen würden.
Französische Firmen sehen Kuwait als „Jagdrevier der Amerikaner“ an. Für den Wiederaufbau des Iraks machen sie sich aber allergrößte Hoffnungen. Der Irak hat in Frankreich rund 28 Milliarden Franc (8,3 Milliarden DM) Schulden. Die Kriegszerstörungen beträfen genau die Bereiche, in denen die Franzosen besonders starke Anbieter oder historisch gut plaziert seien: Fernmeldenetz (Alcatel), Stahl (Usinor-Sacilor), Erdöl/Raffinerien (Elf), Hochbau (Bouygues, Spie Batignolles), Ingenieurwesen. Trauer trägt nur die französische Rüstungsindustrie von Dassault bis Aerospatiale und Matra.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen