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Die große Käseverschwörung

Am Münchner Institut für Vor- und Frühgeschichte erforscht Hansjörg Küster seit fünf Jahren mit einem zehnköpfigen Team von Botanikern, Archäologen und Technikern die Eßgewohnheiten der Frühzeit. Die Jungs haben inzwischen interessante Dinge herausgefunden. So hat zum Beispiel der Spruch „Da brat' mir doch einer 'nen Storch“ durchaus einen kulinarischen Hintergrund. Die alten Römer hatten nämlich eine Vorliebe für langbeiniges Federvieh. Auch der Speiseplan vor über 7.000 Jahren ist den Forschern längst bekannt. Etwas fad schmeckten die Mahlzeiten damals, denn die bäuerlichen Kulturen kannten keine Gewürze. So blieb es zunächst 2000 Jahre lang. Aber dann kitzelte der Schlafmohn als Gewürz die gelangweilten Gaumen, und als die welterfahrenen Römer um die Zeitenwende Koriander, Fenchel, Kümmel und Feigen brachten, kam endlich echte Würze in die germanische Küche. Auf Platz Eins stand lange Zeit der schwarze Pfeffer. Das Zeug war verdammt teuer, Könige und Fürsten prahlten damit, wieviel sie sich von dem „schwarzen Gold“ aus exotischen Ländern leisten konnten. Dabei diente der Pfeffer vor allem dazu, den oft penetranten Verwesungsgeschmack des Fleisches zu überlagern, denn außer dem ebenfalls kostspieligen Salz gab es keine Konservierungsmittel.

Heutzutage haben wir natürlich ganz andere Lebensmittel-Sorgen. In den Vogesen sind sie zum Biespiel stocksauer, weil die französischen Supermärkte immer mehr billige Nachahmungen ihres berühmten Stinkers „Münsterkäse“ verkaufen. Der Verband der Hersteller von Münsterkäse (SIFM) mit Sitz im Ort Munster ergriff Gegenmaßnahmen: Sie gründeten einen verbandseigenen Geheimdienst. Letzten Sommer schickten sie zwei Spione in die USA und nach Irland. Sie berichteten gar Schauriges. So entfallen von den jährlich 40.000 Tonnen Münsterkäse made in USA allein 16.000 Tonnen auf den Käsegiganten Kraft Cheese. SIFM-Sekretär Jean Hueber, das „Gehirn“ der Operationen, findet das ungeheurlich. Auch wittert er mit dem Herannahen des europäischen Binnenmarkts akute Gefahren für die 29 französischen Käsespezialitäten. Hueber und seine Agenten haben den gerechten Kampf gegen die große Käseverschwörung aufgenommen, denn „sonst werden 1992 Amerikaner, Iren, Deutsche und Dänen den französischen Markt überschwemmen“, prophezeit er, „und das mit Erzeugnissen, die nichts als vulgäre Nachahmungen sind.“ Karl Wegmann

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