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Draculas Märchenstunde

■ „Wahre Wunder“, Do., 28.2., Sat.1, 20.00 Uhr

Das Prinzip dieser Sendung ist einfach: Man nehme ein paar bunte Meldungen, wie sie bald jeden Tag in der Tagespresse zu finden sind, stelle sie in kurzen Filmbeiträgen nach und präsentiere anschließend die Protagonisten dem Studiopublikum. Wahre Wunder widmet sich nicht- alltäglichen und mitunter unglaublichen Begebenheiten. Zum Beipsiel gibt es da diese ältere Dame, die so ziemlich jedes Preisausschreiben gewinnt. Für wohligen Grusel sorgen dagegen die Geschichten von Leuten, die haarsträubende Unfälle überlebt haben: Ein junge Mann stürzte mit seinem Wagen von einer hohen Talbrücke, überschlug sich mehrmals und trug nur ein paar blaue Flecken davon. Eine andere Autofahrerin geriet mit ihrem Wagen zwischen zwei Straßenbahnen, das Auto wurde bis auf achtzig Zentimeter zusammengequetscht, die Insassen mußten mit Spezialwerkzeugen aus dem Wrack befreit werden, blieben aber nahezu unverletzt.

Solche Anekdoten treffen auf großes Interesse; darum ist die „Yellow Press“ auch voll davon. Als Bestandteil einer Fernsehshow bleiben die unwahrscheinlichen Geschichten eher matt, zumal den Versuchen, das Vergangenes filmisch nachzustellen, etwas sympathisch Amateurhaftes eigen ist, und der nachfolgende Studioauftritt der unfreiwilligen HeldInnen die fehlende Spannung auch nicht auszugleichen vermag.

Darum indes mühte sich redlich einer der beiden Moderatoren der Sendung, der sinistre Christopher Lee. Er begann seine Weltkarriere als Frankensteins Monster, seine Paraderolle aber wurde der Vampir Dracula, den Lee öfter verkörperte als jeder andere Schauspieler. „Tall, Dark, and Gruesome“ betitelte er seine Autobiographie, und genau so steht er auch da vor dem Publikum und liest mit einer Stimme, die aus der Erde zu kommen scheint, vom Teleprompter Sätze ab wie: „Er wollte nur noch heim — doch der Weg war weit.“ Wenn ich mich nicht täusche, maskiert er sogar seine Augen mit schwarzen Haftschalen, um seine schröckliche Erscheinung noch zu betonen. Daneben muß alles andere verblassen, eingeschlossen seine Co-Moderatorin (deren Name Sabrina Fox-Lallinger aus einem Martin-Walser-Text entlehnt sein könnte). Christopher Lee ist die eigentliche Attraktion, weil er dieser Sendung einen Hauch von camp verleiht. Leider versteht es die Regie nicht, diesen Trumpf gebührend auszuspielen. Herr Dittmeyer

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