Trucker blockierten Gubener Grenzübergang

■ Deutsch-polnische Probleme durch verdoppelten LKW-Verkehr/ Grenzblockade legte Nahverkehr lahm

Frankfurt/Oder. Zu wenige Beamte bei Zoll- und Grenzorganen, veraltete Abfertigungstechniken und umständliche Formalitäten auf polnischer Seite sind nach Angaben deutscher Beamter und LKW-Fahrer die Hauptursachen der kilometerlangen LKW-Staus an den Straßengrenzübergängen nach Polen.

Seit an der Oder im Ergebnis der deutschen Vereinigung die EG-Außengrenze verläuft, müssen sich Fahrer, die Exportgüter ins Nachbarland bringen sollen, an allen Übergängen auf ermüdende Wartezeiten von bis zu 20 Stunden einstellen. Zu den Ursachen gehört auch nach Angaben von Günter Völker, Vorsteher des Autobahnzollamtes Frankfurt/Oder, daß sich allein bis Ende 1990 der LKW-Verkehr in beiden Richtungen im Vergleich zu 1987 verdoppelt hat, ohne daß in Polen die Abfertigungskapazitäten spürbar vergrößert wurden.

Während auf deutscher Seite bereits im Sommer vergangenen Jahres die Formalitäten stark vereinfacht wurden, bestehen die polnischen Behörden weiterhin auf der Einhaltung komplizierter und zeitaufwendiger Verfahren, sage der Leiter des Hauptzollamtes Frankfurt/Oder, Horst Gernhöfer. Wie LKW-Fahrer schilderten, müssen sie an manchen Übergängen vor der Abfertigung zunächst ihre Fahrzeuge abstellen und sich dann zu Fuß über die Grenze zu den Beamten begeben. Anschließend laufen sie zurück und fahren die LKWs zur Grenz- und Zollkontrolle. Bislang arbeiten auf polnischer Seite nur sehr wenige Speditionsfirmen. Abkommen zwischen der EG und Polen über vereinfachte Grenzabfertigungen sind derzeit noch nicht in Sicht.

Die Zuspitzung der Situation am Grenzübergang Guben, wo am Samstag verärgerte LKW- Fahrer durch das Querstellen ihrer Fahrzeuge den gesamten Grenzverkehr lahmlegten, wird darauf zurückgeführt, daß Polen für Anfang März eine Erhöhung der Zollgebühren auf das Zwei- bis Dreifache der bisherigen Summen angekündigt hatte. Zollbeamte vermuten, daß zahlreiche Unternehmen offenbar ihre Gütertransporte noch vor Inkrafttreten der Neuregelung über die Grenze bringen wollen. Dadurch war es am Wochendende zu einem zusätzlich Andrang an den ohnehin völlig überlasteten Übergängen gekommen.

Bereits am Freitag hatten sich vor mehreren Grenzübergängen chaotische Szenen abgespielt. Weitgehend hilflos hatte die Polizei zusehen müssen, wie immer mehr „Geisterfahrer“ versuchten, auf der Gegenfahrbahn die kilometerlangen Wartekonvois zu überholen. Fahrer berichteten von Schlägereien. Mit Knüppel und Tränengassprays sei versucht worden, einzelne Trucker am Vordrängeln zu hindern.

Durch die Blockade war in Guben der gesamte Straßenverkehr zusammengebrochen. Stadtbus- und Werkslinien für polnische Arbeitnehmer aus dem Chemiefaserwerk der Kreisstadt mußten eingestellt werden. Augenzeugenberichten zufolge forderten entnervte Fahrer der Schichtbusse die polnischen Arbeiter, die sie über die Grenze zu ihren teilweise weit entfernten Heimatorten bringen sollten, wegen der Blockade schon weit vor dem Übergang zum Verlassen der Busse auf. dpa