: Rätselhaftes Ferkelsterben
■ Bremen bisher nicht betroffen / In Niedersachsen 102 Betriebe gesperrt
Die in Niedersachsen und im nördlichen Nordrhein-Westfalen grassierende Schweineseuche hat nach Angaben des Bremer Veterinäramtes auf bremische Schweine bisher nicht übergegriffen. Auch verseuchte Koteletts haben die staatlichen Tierärzte in Bremen noch nicht gefunden. In Niedersachsen rafft die Seuche dagegen bereits seit zwei Wochen in der Gegend um Osnabrück, Bentheim und Cloppenburg vor allem neugeborene Ferkel dahin.
„Einzelne Fälle der Seuche sind auch in Beständen mit Mastschweinen aufgetreten“, sagt Herbert Dickel, der Leiter des staatlichen Veterinäruntersuchungsamtes in Oldenburg. Mastschweine sind dafür bestimmt, als Koteletts und Braten in den Fleischerläden zu enden. Hanns-Dieter Rosinke, der Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums, hatte dagegen nur bekannt gegeben, daß Zuchtsäue und ihre Ferkel unter der bisher unbekannten Seuche zu leiden haben. Dickel wollte nicht grundsätzlich ausschließen, daß krankes Fleisch in den Handel gelangt sein könne. Wenn aber die normalen Untersuchungs-Vorschriften beachtet worden seien, sei damit nicht zu rechnen. Die Amtstierärzte im Veterinäramt Bremen haben bei ihren Kontrollen kein von der Seuche befallenes Fleisch entdeckt. Auch beim Bremer Schlachthof ist noch kein Fall aufgetreten.
Ihren Ausgang nahm der „seuchenhafte Spätabort“, wie die bislang unbekannte Plage jetzt amtlich heißt, in Nordrhein-Westfalen. Während dort Ende Dezember die ersten Fälle bekannt wurden, trat sie in den südwest-niedersächsischen Kreisen Osnabrück, Cloppenburg und Bentheim erst vor etwa zwei Wochen zum ersten Mal auf.
Die Ursache des massenhaften Spätaborts ist unbekannt. Es können Viren, Bakterien oder auch Pilze sein. Einige Wissenschaftler vermuten, daß die Schweine durch jahrelange Züchtung zu Höchstleistungen inzwischen unter allgemeiner Schwäche leiden. Klar sind nur die Symptome: Die Zuchtsäue bekommen blaue Ohren und Bäuche, haben Fieber und Lähmungserscheinungen. Sie bringen ihre Ferkel zu früh zur Welt. Daher auch der Name der Seuche: „Spätabort“ bedeutet soviel wie „späte Fehlgeburt“.
Den kleinen Schweinchen geht es nach der Geburt ziemlich schlecht: Wenn sie nicht schon tot zur Welt kommen, sterben sie kurz danach. Die Säue selbst erholen sich in aller Regel wieder. Eine WissenschaftlerInnen- Gruppe, an der unter anderem die Tierärztliche Hochschule Hannover beteiligt ist, arbeitet jetzt an der Erforschung der Krankheit, bisher allerdings ohne großen Erfolg. Auch die möglichen Auswirkungen auf die Menschen sind noch nicht bekannt.
Das nordrhein-westfälische Landwirtschaftministerium hat bisher 1.316 Bauern verordnet, daß kein Schwein ihren Hof mehr verlassen darf. Während Nordrhein-Westfalen diesen Schritt schon Anfang Januar machte, hat Niedersachsen erst vor einer Woche nachgezogen. In den drei südlichen Kreisen sind jetzt 102 Betriebe gesperrt. Um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern, ist inzwischen auch die Europäische Gemeinschaft aktiv geworden. Lebende Schweine aus Betrieben, in denen die Krankheit in den letzten acht Wochen aufgetreten ist, dürfen nicht mehr in andere Länder exportiert werden.
Mittlerweile macht sich die Schweinekrankheit schon am Ferkelmarkt bemerkbar: Die Preise für gesunde Ferkel haben sich verdoppelt.
och
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