: Janos Pilinszky: Schleier
Keine Sonne. Kein Mond.
Und keine Kindheit.
Und vor allem keine Erde, keine Mutter Erde.
Kein Sarg und keine Heimat.
Keine Wiege und kein gemachtes Bett,
unter dem Kopf ein zurechtgerückter Tod.
Auf einer Nadelspitze dreht sich, wer lebt,
und unser Frieden, der ist nichts andres
als ein herabhängender Flügel, bewußtlos geworden,
wie ein abgelegter oder nicht einmal abgelegter
Brautschleier sich ohnmächtig an den Nagel hängt.
Er baumelt.
Wir baumeln.
Nicht einmal einen Friedhof haben wir.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen