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Sieg für die Unabhängigkeit

■ In Estland und Lettland beim Referendum große Mehrheiten/ Prosowjetische Kräfte gescheitert

Riga (ap/afp) — Die Bevölkerung Estlands und Lettlands hat sich bei Volksbefragungen vom Sonntag mit großer Mehrheit für die Unabhängigkeit der beiden baltischen Republiken von der Sowjetunion ausgesprochen. Wie die Wahlkommission in Riga am Montag mitteilte, haben sich nach Auszählung fast aller Stimmbezirke 73,6 Prozent der Stimmberechtigten für ein demokratisches und unabhängiges Lettland ausgesprochen. In Estland votierten 77,8 Prozent der Bevölkerung für die staatliche Eigenständigkeit. Estlands Präsident Arnold Rüütel kommentierte, das Resultat sei „sehr wichtig für die weitere Arbeit des Parlaments und der Regierung“. Sein lettischer Kollege Präsident Anatoli Gorbunovs erklärte, Moskau müsse nun seine Politik gegenüber dem Baltikum verändern.

In Lettland sprachen sich lediglich 21 Prozent der Bevölkerung gegen die staatliche Unabhängigkeit aus. Die Wahlbeteiligung hatte bei 88 Prozent gelegen. Amtlichen Angaben zufolge stimmten in Riga 60,6 Prozent für die Selbständigkeit und 39,9 Prozent dagegen. In der Hauptstadt der Republik sind die Russen und andere Minderheiten gegenüber der lettischsprachigen Bevölkerung in der Mehrheit. Von den rund 2,6 Millionen Menschen in der Republik sind 53,7 Prozent Letten, 32,8 Prozent Russen, 4,5 Prozent Weißrussen. In Lettland gibt es auch einen kleineren Bevölkerungsanteil von Ukrainern, Polen, Litauern und Juden.

In Estland beteiligten sich 83 Prozent der Bevölkerung an der Volksbefragung. In dieser Republik leben etwa 1,5 Millionen Menschen, von denen 64,7 Prozent Esten und 27,9 Prozent Russen sind. Am stärksten war das Votum für die Unabhängigkeit auf dem Land, wo es zum Teil über 9o Prozent Jastimmen gab. In der nordöstlichen, fast ganz von Russen bewohnten Industriezone war das Ergebnis unterschiedlich. In Kotchla-Jarwe, wo die Esten nur 20 Prozent der Bevölkerung stellen, stimmten 40 Prozent für die Unabhängigkeit. In Narwa stimmten 79 Prozent für den Verbleib bei der Sowjetunion. Estlands Präsident Rüütel sagte, zwar habe das Abstimmungsergebnis keine unmittelbaren rechtlichen Auswirkungen, doch werde es die Grundlage für die weitere gesetzgeberische Tätigkeit des Obersten Rats der Republik bilden. Er kündigte an, daß schon bald damit begonnen werde, eine neue estnische Verfassung auszuarbeiten. Es habe sich gezeigt, „daß der Kurs des Obersten Rats und der Regierung Estlands dem Willen des Volkes entspricht.“

Lettlans Präsident Gorbunovs gab der Hoffnung Ausdruck, daß Gorbatschow bzw. das Präsidium des Obersten Sowjets bis zum Ende des Monats oder bis Anfang April ein neues Konzept für die Politik gegenüber den baltischen Staaten ausgearbeitet haben werde.

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