Die lauteste Nummer eins der Welt

168 Wochen lang hat Steffi Graf still und bescheiden die Weltranglste angeführt, doch ab Montag muß man sich auf neue Spitzenlautstärken einstellen: Dann nämlich wird der Tenniscomputer die erst 17jährige Jugoslawin Monica Seles als jüngste Weltranglisten-Erste aller Zeiten ausspucken. Ihr unüberhörbares Erkennungszeichen: markerschütterndes Stöhnen beim Eindreschen auf den Ball.

Die Thronbesteigung stand bereits mit dem Finaleinzug in Palm Spring fest, kein Wunder also, daß es dem Teenager im Endspiel an Konzentration fehlte. So verlor die neue Nummer eins als erste Amtshandlung gegen eine glänzende Martina Navratilova mit 2:6 und 6:7. Und kicherte fröhlich: „Ich habe so viele Turniere gewonnen, zwei Grand Slams — die French Open und die Australian Open — Key Biscayne und das Masters. Ich habe die Nummer 1 wirklich verdient“, lobte sich die erst seit drei Jahren im Profilager spielende Seles. „Im Moment spiele ich am besten. Ich hätte nie gedacht, daß ich es so früh schaffen könnte, aber ich habe es verdient.“ Das fand auch eine gelassene und gutgelaunte Steffi Graf in Florida: „Ich wußte, daß sie Nummer 1 wird“, meinte sie. „Ich war so lange Nummer 1. Es ist nicht schwierig, das zu akzeptieren.“ Im Gegenteil schien sie geradezu froh zu sein über die neue Herausforderung. „Ich konzentriere mich nun wieder auf die Grunddinge“, kündigte sie an. Dürfen wir auf die Topspin-Rückhand hoffen?

Doch auch Monica Seles scheint sich auf die wilde Jagt zu freuen: Noch besser will sie werden, Aufschlagen wie die Navratilova oder gar wie Ivan Lendl. Dem Kampf um die Spitzenposition fühlt sie sich auf jeden Fall gewachsen. „Steffi ist schon eine tolle Athletin. Sie kann bald wieder die Nummer eins werden“, schmeichelt die charmante Jugoslawin und fügt selbstbewußt hinzu: „Aber sie wird sie verbessern müssen.“ Foto: ap