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Interflug-Mitarbeiter protestierten in Bonn

■ Interflugler überreichten Protestbrief an Bundespräsidenten

Berlin. Die Mitarbeiter der früheren DDR-Fluglinie Interflug haben am Mittwoch in Bonn ein Protestschreiben an Richard von Weizsäcker überreicht, in dem sie sich gegen die Auflösung ihres Betriebes durch die Berliner Treuhandanstalt wenden. In dem Brief fordern die Beschäftigten den Bundespräsidenten auf, sich bei der Regierung für den Erhalt der Fluggesellschaft einzusetzen. Die Interflug sei »durchaus in der Lage«, nach einem Abbau von 1.700 der 2.900 Mitarbeiter »sich als selbständige Fluggesellschaft am Markt zu behaupten«, hieß es in dem Schreiben, das Weizsäcker wegen seiner Indienreise nicht persönlich in Empfang nehmen konnte.

Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Siegfried Suchowski, hatte die von der Treuhand Anfang Februar beschlossene Liquidation der Interflug zuvor »als politische Entscheidung« bezeichnet, für die es keine wirtschaftlichen Gründe gebe. In den vergangenen Monaten habe die Treuhand durch verschiedene Äußerungen die Gesellschaft »so madig« gemacht, daß potentielle Käufer abgeschreckt worden seien.

Für den Flug nach Bonn hatten die Interflug-Mitarbeiter selbst eine Maschine ihrer Gesellschaft gechartert. Insgesamt waren mit diesem »Protestflug« 200 Interflug-Beschäftigte und zahlreiche Journalisten nach Bonn gereist. Vor der Villa Hammerschmidt, dem Sitz des Bundespräsidenten, forderten die Interflug- Mitarbeiter lautstark den Erhalt der Gesellschaft.

Nach Angaben der ÖTV liegen der Treuhand derzeit mehrere Angebote von Interessenten vor, die zumindest Teile der Interflug kaufen wollen. Aus Gewerkschaftssicht sei bislang der beste Vorschlag von der irischen Fluggesellschaft Air Lingus gekommen, die mit einem Bankenkonsortium in Verbindung stehe. Nach diesem Angebot sollen weit über 1.000 Arbeitsplätze bei Interflug erhalten bleiben.

Der am Dienstag veröffentlichte Beschluß des Interflug-Liquidators, Eckhart Müller-Heydenreich, die Fluggesellschaft bis Ende Oktober eingeschränkt weiterzuführen, wurde von der ÖTV kritisiert. Lange sagte, der Vorschlag gehe nicht weit genug. Im Sommer könne die Interflug wesentlich mehr Charterflüge abwickeln. Nach dem Liquidator- Beschluß wird ab 1. April die Zahl der Beschäftigten bei der Fluglinie auf 750 reduziert.

Auch die Ankündigung von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU), nach der Liquidation der Interflug eine Beschäftigungsgesellschaft zur Weiterqualifizierung der Mitarbeiter zu gründen, kann nach Meinung der Gewerkschaft »nur ein letzter Schritt« sein. Der Erhalt von Interflug müsse klar im Vordergrund stehen, erklärte Lange. dpa

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