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Asylbewerber sollen zurück nach Sachsen

■ Hessische Landesregierung stellt Flüchtlinge aus Leisnig vor die Wahl: Zurück in den Osten oder Obdachlosigkeit

Frankfurt/Main (taz) — „Wir haben aus Dresden die schriftliche Zusage vorliegen, daß im sächsischen Hoyerswerda eine menschenwürdige, sichere Unterkunft für die Asylbewerber eingerichtet worden sei“, begründet der Sprecher des hessischen Sozialministeriums, Thomas Schulze, die Entscheidung, rund 50 am vergangenen Wochenende aus Leisnig/Sachsen nach Hessen geflüchtete Asylbewerber umgehend zurückzuschicken. „Weit über die gesetzlichen Vorschriften hinaus“ habe sich das Land Hessen um die Flüchtlinge gekümmert, die bei einem Terrorüberfall von Rechtsradikalen verletzt worden waren. Die Asylbewerber seien medizinisch versorgt worden und hätten „ohne daß eine gesetzliche Verpflichtung bestand“ (Schulze) im Sammellager Schwalbach bleiben können.

Obgleich Vertreter der Landesregierung und der Lagerleitung „mit guten Worten“ versucht hätten, den Flüchtlingen die Rückkehr nach Sachsen nahezulegen, weigerten sich die verängstigten Menschen gestern, den Bus nach Hoyerswerda zu besteigen. Zwölf Eilanträge auf Bleiberecht waren zuvor vom Verwaltungsgericht Wiesbaden an das Kreisgericht Leipzig verwiesen.

Man werde, so Schulze, die Flüchtlinge nicht mit Gewalt in den Bus zwingen. Doch in Schwalbach könnten sie nicht bleiben: „Die Alternativen sind klar — zurück nach Sachsen oder rein in die Obdachlosigkeit.“

Theoretisch könnten sich die Flüchtlinge teilweise noch bis Ende März in Frankfurt aufhalten, denn die Gruppe verfügt über ordentliche Urlaubsscheine der zuständigen sächsischen Behörde, die sich so — nach dem Überfall in Leisnig — offenbar das Flüchtlingsproblem vom Halse schaffen wollte. Danach seien sie allerdings „Illegale“.

Die Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge Pro Asyl hat sich in einem Schreiben an Innenminister Schäuble dafür ausgesprochen, „auf Dauer“ keine Flüchtlinge mehr in den neuen Bundesländern zu verteilen. Zum Abbau von Fremdenfeindlichkeit in der ehemaligen DDR seien pädagogische Maßnahmen im Schul- und Jugendbereich sowie breite Aufklärung über die Fluchtgründe von Asylbewerbern notwendig. Darüber hinaus fehle es in den FNL zur Zeit noch an den minimalsten rechtlichen Rahmenbedingungen zur Aufnahme von Flüchtlingen. Pro Asyl: „Die Flüchtlinge dürfen nicht zu Opfern der deutschen Einheit werden.“

Klaus-Peter Klingelschmitt

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