: Kriminelle Insekten
Wie wir alle längst wissen, schreibt das Leben immer noch die besten Krimis. In der letzten Zeit hat es sich nun auch noch dem populären Unterhaltungsgenre des Horrors zugewandt — und zwar filmreif. Da ist z.B. die Sache mit dem riesigen Schwarm Motten, der Mitte Februar unbefugt in ein Museum in Amsterdam eindrang. Die kleinen Flatterviecher mit dem gesunden Appetit fielen gierig über eine Ausstellung mit kostbaren tibetanischen Teppichen her. Die Holländer kämpften verbissen gegen die Invasion. Als die Motten jedoch auch für die anderen Abteilungen des Museums Interesse zeigten, mußte das Haus geschlossen werden.
In den Straßen des englischen Grimsby lief ein klassischer Gruselschocker ab. Vier Löwen waren während der Vorstellung in einem Zirkus ausgebrochen, verbreiteten zunächst Angst und Schrecken unter den hundert Zuschauern und lösten dann eine Panik in dem Städtchen aus. Die großen Katzen streiften durch die Straßen und die Menschen flüchteten in leerstehende Busse und in Kneipen. Eine gute Stunde dauerte der Film, dann gelang es Zirkusleuten und Polizisten, die Löwen einzukreisen und in einen Käfig zu treiben.
Die beste Geschichte ist aber die mit dem Bienenschwarm, der sich ein Auto zur Königin wählte. In einer Autowaschanlage in Baton Rouge im US-Staat Louisiana fuhr der Angestellte Beau Michael einen Buick durch die Waschstraße und machte dabei ein Biene platt. Mit diesem unbeabsichtigten Mord löste er die erste Angriffswelle aus. Etwa hundert Bienen landeten auf dem Wagen. „Da dachten wir uns noch nichts dabei und spritzten sie mit einem Schlauch runter“, sagte der Besitzer der Anlage, Gene Humphreys. „Aber es dauerte keine zehn Minuten, da müssen es 10.000 gewesen sein. Man konnte die Wagenfarbe nicht mehr erkennen“, erinnert sich Humphreys. Auch der Innenraum des Buick war schwarz von den fleißigen Tierchen. Die Waschanlage war total lahmgelegt und mußte geschlossen werden. Ein Imker von der Universität Louisiana wurde zu Hilfe gerufen. Der hatte auch gleich eine Theorie: Die Bienen könnten ihre Königin nicht mehr finden, behauptet er, dadurch seien sie in völlige Verwirrung geraten. Da man auf die Chefin der kleinen Biester nicht mehr zählen konnte, sie klebte ja zerquetscht im Profil des linken Vorderreifens, versuchte es der Experte mit einem Trick. Er lockte den Schwarm mit ein paar Honigwaben in eine Falle. Nach zwei Stunden waren die Insekten besiegt. Karl Wegmann
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