: Multikultureller Bürgerverein
■ taz-Forum „Ideen für die Markthalle“ / Fünfter Teil: Inge Buck, Hochschullehrerin
Der Bäcker in der Markthalle ist einer der letzten, der hier noch sein Geschäft aufrecht erhält. Obwohl die kleinen Läden um ihn herum nach und nach dicht machen, hält er noch immer an dem täglichen Bewegungsablauf zwischen Backen und Dekorieren der Waren fest. Wenn er sich zwischendurch an eines der kleinen Stehtischchen lehnt und kurz aufblickt, sieht er die immer gleichen Kunden, die hier in der Wärme der Markthalle ihre Zeit totschlagen: Wohnungslose, pensionierte Beamte, ältere Frauen.
Ich habe mich oft gefragt, warum die Markthalle in Bremen „nicht angenommen „ wird; warum hier kein Kommen und Gehen, Essen, Einkaufen, Schwätzen, Müßiggang und Betriebsamkeit, zufälliges Treffen und wieder Auseinandergehen stattfindet. Warum es verweigert wird. Es wird immer betont, „die Stadt“ habe kein Geld.
Aber in der Stadt gibt es Zeit und Geld, Langeweile und Kulturbeflissenheit. Aber es gibt keinen öffentlichen Ort, um dies zusammen zu bringen und zu entfalten. Es gibt viele private Zirkel, Kränzchen, Initiativen, Treffen, Projekte, aber keine für alle gleichermaßen zugängliche kulturelle Öffentlichkeit.
hierhin das Repro
von der Markthalle
Die neuen Markthallen könnten ein solcher Ort werden. Nur sollte dabei nicht immer auf „die Stadt“ geschielt werden, auf einen finanzkräftigen Initiator gewartet werden.
Etwa nach dem Modell des „Bürgerparkvereins“ könnten sich in Bremen — der Stadt der bürgerlichen Öffentlichkeit — Bürger zusammentun und einen „Markthallenverein“ gründen als Ort für multikulturelle Kommunikation. Ich bin sicher, daß es in dieser Stadt in den vielen privaten gelehrten, geselligen, auch literarischen Zirkeln nicht nur Zeit und Geld gibt, sondern auch die Unzufriedenheit über die Abgeschlossenheit in den eigenen Wänden, im eigenen Stadtteil.
Der „Markthallenverein“, als gemeinnütziger erklärt, stellt dann diesen zentral gelegenen Ort den unterschiedlichsten Gruppen und Initiativen und Einzelpersonen zur Verfügung: für Feste, Lesungen, Vorlesungen, für Ausstellungen, Gesprächsrunden, politische Versammlungen, Hilfsaktionen. Für öffentliche Fernsehabende, für eine internationale Lesestube, für Selbstgebackenes und Selbstgebrautes und und und.
Inge Buck
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