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Polizist sollte schweigen

■ Der Schutzpolizist Röhmhild saß nicht auf dem Podium/ Öffentlicher Auftritt nur nach Genehmigung/ Schikanen von Kollegen werden befürchtet

Prenzlauer Berg. Der Angehörige der Treptower Schutzpolizei, Michael Röhmhild, nahm seine Arbeit in der unabhängigen Untersuchungskommission zu den Ereignissen am 7./8. Oktober 1989 Anfang 1990 auf und gehörte dem Ausschuß bis zum Schluß an. Er setzte sich mutig und engagiert für die Aufklärung der Polizeiübergriffe ein und schonte seine eigenen Kollegen nicht. Die Folge war, daß er in der Polizeibehörde zunehmend Schwierigkeiten bekam.

Bei dem gestrigen Forum zum Report der Unabhängigen Untersuchungskommisson in der Wabe saß Röhmhild nicht auf dem Podium. Der Grund: Ein Vorgesetzter hatte ihm bedeutet, daß es besser für ihn wäre, wenn er auf der Veranstaltung nicht rede. Kurz vor dem Ende der Veranstaltung konnte Röhmhild, der im Auditorium saß, nicht mehr an sich halten. Er empörte sich mit Hinweis auf seinen eigenen Fall darüber, daß aufrechte Bürger, die demokratische Haltung bewiesen hätten, Redeverbot bekämen. Zwei gleichfalls im Auditorium anwesende Vertreter der Gewerkschaft der Polizei (GdP) versuchten das aufgebrachte Publikum zu beschwichtigen, indem sie versprachen, der Sache nachzugehen und ein Auge darauf zu haben, daß Röhmhild bei seinem beruflichen Werdegang keine Steine in den Weg gelegt würden.

Auf Nachfrage der taz erklärte Rainer Kämpf, Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der GdP, gestern, daß Röhmhild von seinem Vorgesetzten lediglich daraufhingewiesen worden sei, daß jeder Polizist für öffentliche Auftritte auf Veranstaltungen eine Genehmigung einholen müsse. »Das«, so Kämpf, »hat mir Röhmhild auf Nachfrage selbst gesagt.« Der GdP sei aber bekannt, daß einige Polizisten kein Interesse daran hätten, daß Röhmhild seine Kenntnisse aus dem Ausschuß preisgebe, weil sie für sich persönliche Konsequenzen befürchteten. Die GdP werde darauf achten, daß Römhild keine dienstlichen Schwierigkeiten bekomme und nicht schikaniert werde. »Außerdem bekommt er von uns auf jeden Fall Rechtsschutz«, sagte Kämpf. plu

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