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Pro und contra die Atomenergie

■ Gegner und Befürworter in Sachsen-Anhalt/ In Stendal: Kernkraftgegner in der Bürgerinitiative Energiewende

Stendal. Stendal im Norden Sachsen-Anhalts ist als möglicher Standort für ein neues Atomkraftwerk im Gespräch. Die Bürger im Territorium, wo zu DDR-Zeiten am größten Kernkraftwerksvorhaben im Osten Deutschlands gebaut wurde, haben unterschiedliche Auffassungen zum brisanten Thema. Trotz Bedenken befürworten angesichts der katastrophalen Arbeitskräftelage in den Altmarkstädten Tausende ein neues Bauvorhaben, weiß eine lokale Zeitung zu berichten. Kernkraftgegner in Stendal dagegen hätten sich in der Bürgerinitiative Energiewende zusammengefunden. In den Parteien in Sachsen-Anhalt gehen die Meinungen zu einem möglichen neuen AKW bei Stendal auseinander. Erst am Sonnabend hatte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Gerd Gies (CDU) Vorstellungen über den Bau eines solchen Kraftwerks am Standort Stendal bestätigt. Entscheidungen seien aber noch keine getroffen, es läge nicht einmal ein Antrag vor. Die Regierungspartei stellt mit der Atomenergie ihr »zweites Standbein« im künftigen Energiemix des Landes auf. Gies pochte auf die Arbeitslosigkeit, die in Stendal eine Quote von 11,8 Prozent erreicht hat und am höchsten in Sachsen-Anhalt liegt. Laut Ministerpräsident Grund genug, AKWs bauen zu wollen. Aus SPD-Kreisen wurde dagegen bezweifelt, daß Kernkraftwerke Arbeitsplätze schaffen. Der SPD-Oppositionsführer im Landesparlament, Reinhard Höppner, verlangte in einer Erklärung zur Energieproblematik, daß »die neuen fünf Länder nicht zum Abstellplatz inzwischen unverkäuflicher westlicher Nukleartechnolgie« werden dürften. Was in den alten Ländern nicht durchgesetzt werden könne, solle in den Osten abgeschoben werden, mutmaßte Höppner und versicherte, daß die Sozialdemokraten an ihrem Ziel — kein Einstieg in die Atomenergie in Sachsen-Anhalt — festhielten.

Gegen ein »atomares Experimentierfeld im Osten« haben sich auch die Grünen des Landes zu Wort gemeldet. Sollten Bundes- und Landesregierung Bau und Weiterbau von Kernkraftwerken nicht stoppen, kündigte die Partei jede Form des Widerstandes gegen den Bau eines Atommeilers in Stendal an.

Die von der Bundesregierung offensichtlich befürworteten Bestrebungen der Atomlobby, in Stendal und Greifswald neue Kraftwerke zu errichten, gehen von einer Kapazität von zweimal 1.300 Megawatt aus. Nach SPD-Angaben soll an Großreaktoren der Siemens-Tochter KWU gedacht werden. Von diesen, so heißt es in Presseberichten, sind bisher in einem sogenannten Konvoi- Verfahren drei Stück im Westen fertiggestellt worden. Die erforderlichen Genehmigungsverfahren seien leicht zu handhaben. Für die Standorte Stendal und Greifswald könnte auch der dort vorhandene Kenntnisstand des Fachpersonals vor Ort sprechen. adn/taz

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