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Die Umfaller

■ Eiskönigin und ihre Zofe verraten den Sozialismus

München (taz) — „Ich bin nicht käuflich“, erklärte Eiskunstlauf- Schwarm Kati Witt nach der Wende trotzig. Die Ikone des DDR-Sports litt zutiefst unter den Anfeindungen ihrer Landsleute. Doch eisern verteidigte das schönste Gesicht des Sozialismus ebenjenen. Eindringlich plädierte sie für den Erhalt der DDR und warnte vor dem kapitalistischen Wertesystem. Kati Witt und ihre Ex-Trainerin Jutta Müller schienen die einzig verbliebenen SED-Mitglieder zu sein. Knapp ein Jahr später haben sich die Werte der Unkäuflichen längst schnödem Mammon zugewandt: Kati Witt schreibt für die 'Sport-Bild‘, Jutta Müller für 'Bild‘. Urplötzlich ist das revanchistische Presseerzeugnis, daß die „DDR“ niemals anerkannte, kein Klassenfeind mehr. Witt: „Was heißt denn hier käuflich! Ich hab ja gar nicht für die geschrieben, nur ein paar Sachen erzählt! Da brauchen Sie gar nicht komisch gucken. Das ist schließlich eine Sportzeitung wie jede andere.“ Jutta Müller gibt sich wenigstens beschämt. Die Augen starr auf den Boden gerichtet, rechtfertigt sie sich: „Ja, warum mache ich das. Die haben mich angerufen, da hab ich gedacht, mach das halt.“

Tatsächlich hatte sie lange gezögert, immer wieder abgesagt. Bis die versprochene Summe schließlich zu verführerisch wurde. So kann 'Bild‘ die Verrätergalerie um zwei Exemplare erweitern: Eis- Kati und Jutta Müller zwischen Paul Breitner und Michael Groß. Und der Chefredakteur grinst, denn er weiß: Jeder hat doch nur seinen Preis. miß

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