piwik no script img

“Mieter werden im Stich gelassen“

■ Mieterbund beriet in Bremen über Probleme auf dem Wohnungsmarkt

“Die verfehlte Wohnungsbaupolitik der Bundesregierung ist Schuld daran, daß im geeinten Deutschland heute schon 2,5 Millionen Wohnungen fehlen. Davon allein eine Million in den fünf neuen Ländern“, faßte Gerhard Jahn, Präsident des Deutschen Mieterbundes, die Situation zusammen. Am vergangenen Wochenende beriet der Landesverband Bremen-Niedersachsen auf seinem Verbandstag die Lage auf dem Wohnungsmarkt.

Die einzige Lösung, die Jahn sieht ist der beschleunigte Bau von Wohnungen: „Es müßten jährlich mindestens 600.000 neue Wohnungen geschaffen werden.“ Die Mieterbündler vertrauen dabei jedoch hauptsächlich privaten Investoren. „Bis zum Jahr 2000 müssen 200.000 Sozialmietwohnungen jährlich geschaffen werden, damit der Mangel mittelfristig beseitigt wird“, beschränken sie ihre Forderungen.

„In Bremen gibt es 12.000 Wohnungen zu wenig“, so Helmut Engelman, Geschäftsführer des Landesverbandes. „In diesem Jahr müssen mindestens 6.000 Wohnungen neu geschaffen werden. Davon sollen 2.000 Sozialwohnungen sein“, fordert er. „Die heutigen Senatsprogramme reichen nicht aus, das Problem zu lösen.“

Doch wo die neuen Behausungen gebaut werden sollen, weiß auch Geschäftsführer Engelman nicht: „Wir wollen kein neues Tenever. Bebauungsflächen kann ich mir aber auch keine vorstellen.“ Doch genügend Platz muß sein, meint Gerhard Jahn: „Durchschnittlich 36 qm Wohnfläche pro Kopf sind einfach ein Ausdruck des Wohlstandes und nicht Ursache des Elends.“

Nicht nur Wohnungsmangel, sondern auch der Mietanstieg machen dem Mieterbund Sorgen. „Die Mieter fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen“, beschreibt Jahn des Mieters Seele. „Die Wohnungsnot hat zu einer Mietexplosion geführt. Auch Normalverdiener finden kaum noch bezahlbaren Wohnraum. Mietsprünge bei Neuvermietungen bis zu 40 Prozent sind keine Seltenheit mehr. Hier muß die Regierung endlich handeln.“ Jahns Forderung: “Höchstens fünf Prozent Mietanstieg bei Neuvermietungen und 15 Prozent im laufenden Mietverhältnis müssen im Gesetz stehen.“

„Die Wohnungssituation in den fünf neuen Ländern steht im Widerspruch zu den Versprechungen des Kanzlers“, kritisiert Jahn die Regierung. „Schon in diesem Jahr werden die Mieten um das achtfache steigen. Das ist alles andere als die vom Kanzler versprochene sozial verträgliche Anpassung der Mieten.“ Hajo Oltmanns

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen