: Kohl kanzelt seinen Bankchef ab
■ Kritik des Bundesbankchefs an der Währungsunion habe zur „völlig unsinnigen“ Diskussion geführt
Bonn (afp/taz) — Kanzler Helmut Kohl (CDU) hat sich gestern entschieden gegen die massive Kritik von Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl an der deutsch-deutschen Währungsunion zur Wehr gesetzt. Die Umstellung auf D-Mark in der damaligen DDR zum 1. Juli 1990 sei „in vollem Einvernehmen“ zwischen Bundesregierung und Bundesbank erfolgt, sagte Kohl zum Auftakt der sechsten Wirtschaftskonferenz über die Lage in den neuen Ländern am Mittwoch in Bonn. Ohne die Währungsumstellung wäre es in der DDR zu riesigen sozialen Problemen gekommen, betonte der Kanzler. Die ganze Diskussion sei „völlig unsinnig“.
Der Bundesbankpräsident hatte die wirtschaftlichen Folgen der raschen D-Mark-Einführung am Dienstag in Brüssel als „Katastrophe“ bezeichnet. Die Mark sei ohne jede Vorbereitung und zum falschen Wechselkurs im Osten übernommen worden.
In einem Gespräch mit der taz sagte die finanzpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Ingrid Matthäus-Maier, „die Äußerungen von Bundesbankchef Pöhl sind unglaubwürdig. Die Währungsunion mußte kommen. Die Bundesregierung jedoch hat die schlimmen Ergebnisse zu verantworten, weil sie geglaubt hat, wenn erst der Markt kommt und die Mark, wird sich alles regeln.“ SEITEN 3 & 10
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen