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Kunstlicht: Viel G'schrey um ein Küstenwindei

■ Paran G'schrey bei Ohse/Uwe Kirsch bei Seinsoth/Stefan Pfeifer in der Villa Ichon/Atelierförderung in BHV/Renoir verurteilt

Wer in den 60ern wild war, d.h. informel, verkaufte sich schlecht, boomt aberheute. Noch jung ist der Boom des Halbinders, Malers und Hilfsbriefträgers Paran G'schrey, eines Freundes von Kopffüßler-Antes. Die Bilder des Depressiven (er nahm sich 1967 das Leben) kosten bei Rolf Ohse um zwanzig Riesen, Grund genug für Bremer und Emder Kunsttempel zuzuschlagen. Ohse zeigt Arbeiten von 1955 bis 1966, die älteren erinnern an COBRA, die jüngeren benutzen Figur nur noch als Gerüst, das vielfach und pastos übermalt wird. Die unermessliche Trauer Parans, an der sich auch Mediziner vergeblich versuchten, schlägt sich immer stärker in seinen Bildern nieder, bis Flächen fast ganz schwarz zugemalt werden. (Contrescarpe 36, bis 27. April)

Leichtfüßiger kommt der Bremer Uwe Kirsch daher, seine Bilderwelt bevölkern Köpfe, „Kopf-Pflanzen“, Strichmenschen, Fische und allerlei bizarre Figuren. Seit zehn Jahren wird er jetzt von der Galerie Beim Steinernen Kreuz vertreten. Seine Arbeiten zu betrachten macht immer Spaß, sie changieren zwischen sophisticated und Kinderhand und scheinen auf der Suche nach ultimativen Archetypen. Wobei die Mutter aller Urformen die Bohne zu sein scheint. (bis zum 27. April)

Stefan Pfeifer nennt seine Ausstellung hochfahrend „Project from radioactive materials and x.rays“. Ich nenne sie „Klappaltärchen 2.000“. Der Autodidakt aus Wuppertal zerlegt Pappkartons, die als Transportbehälter für Tomaten, Computer oder Nudeln gedient haben, und malt sie an. Die Ergebnisse solcher Recycling- Kunst, in der Villa Ichon zu betrachten: heitere Botschaftenträger. Die Form erinnert an mittelalterliche Hausaltärchen, Aufdrucke geben rätselhafte Anweisungen (“Bitte mit beiden Händen anfassen“, „Fragile“, „Press down“), und mit viel Sinn für die Sprache der Dinge gelingen Stefan Pfeifer lauter Köstlichkeiten von Pappe. (Bis zum 6. April)

Die Frohe Kunstbotschaft der Woche: Die Stadt Bremerhaven fördert KünstlerInnen über die Ateliermiete. Wer die Ateliersituation kennt, kann sowas nur begrüßen, und wenn sich das Kulturamt durch „Abwerbung“ mehr „Urbanität“ verspricht, ist das total o.k.. Nur darf man nicht bei 350 DM (bei 900.-Miete) für zwei Leute und elf Monate stehenbleiben. Ob es sich um ein Küstenwindei handelt, sehen wir in einem Jahr.

Aus einer unvermuteten Ecke kommt endlich der ersehnte Dämpfer für den boomenden Kunstmarkt: Das Landgericht Verden verknackte einen Kunstdieb, der einen Renoir entwendet hatte, zu anderthalb Jahren auf Bewährung plus 80 Stunden Arbeiten. Die Milde des Urteils (“Pres d'Antibes“ ist mit 550.000 Schweizer Franken ausgezeichnet) begründete der Richter, indem er ausführte, das Bild sei „nicht so teuer, weil es so wertvoll ist, sondern weil Renoir so teuer ist“. Diebstahl von Bildern Bremer KünstlerInnen wird künftig mit zwei Vaterunsern geahndet. Bus

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