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Die Bayern-Wende von Porto

■ Der FC Bayern München gewann das Viertelfinal-Rückspiel im Meistercup beim FC Porto vor 90.000 Zuschauern mit 2:0 und qualifizierte sich für die Runde der vier besten europäischen Landesmeister

Berlin (dpa) — Zwei Youngster haben Bayern München ins Halbfinale des Fußball-Europapokals geschossen. Durch das erste Pflichtspieltor des 20jährigen Christian Ziege (19.) und einen herrlichen Sololauf des 24jährigen Manfred Bender (69.) nahm der Deutsche Meister vor 90.000 Zuschauern die schwere Hürde beim FC Porto mit 2:0. Eine engagiert kämpfende und diszipliniert spielende Münchener Mannschaft hatte die Begegnung zwei Wochen nach dem enttäuschenden 1:1 im Olympiastadion überraschend gut im Griff. Einziger Wermutstropfen: Roland Grahammer sah seine zweite Gelbe Karte und fällt im ersten Halbfinal-Spiel aus.

„Das läuft hier sensationell“, freute sich Manager Uli Hoeneß. Dabei hatten die Bayern wenige Stunden vor Spielbeginn noch eine Hiobsbotschaft verdauen müssen. Beim dänischen Flügelflitzer Brian Laudrup war eine Oberschenkelverhärtung neu aufgebrochen, die einen Einsatz nicht zuließ.

Von der stimmgewaltigen Kulisse angetrieben, übernahm der portugiesische Meister sofort das Kommando. Doch der für den gesperrten Augenthaler als Libero aufgebotene Reuter und seine Nebenspieler behielten stets kühlen Kopf. Mit ruhigem Spiel aus der Abwehr heraus kontrollierte der FC Bayern das Geschehen.

Und kam dennoch Gefahr vor das Gästetor, war der reaktionsschnelle Aumann zur Stelle. Die bessere Spielanlage der Münchner wurde in der 19. Minute mit dem Führungstor belohnt, als Ziege einen Paß von Roland Wohlfarth im Gehäuse von Baia unterbrachte. Bei schnellen Kontern lag eine höhere Führung der Gäste durchaus im Bereich des Möglichen. So, als Wohlfarth (32.) nach Paß von Reuter nur den Pfosten des portugiesischen Tores traf.

Mit rüden Attacken versuchte Portos Abwehr ein ums andere Mal, den Bayern den Schneid abzukaufen. Der britische Schiedsrichter Hackett zeigte sich sehr nachsichtig und beließ es auch bei groben Fouls bei Ermahnungen.

Selbst die Einwechslung des algerischen „Bayern-Schrecks“ Madjer in der 36. Minute, der den Münchnern im Europacup-Finale 1987 in Wien den K.o. versetzt hatte, brachte die Bayern nicht aus dem Tritt.

In der zweiten Halbzeit wurden die Angriffsversuche der Portugiesen immer hektischer und kopfloser. Jürgen Kohler und Roland Grahammer hatten die Spitzen Domingos und Kostadinow zudem fest im Griff. Für den endgültigen Europacup-K.o. des FC Porto sorgte in der 69. Minute Manfred Bender, der sich den Ball in der eigenen Hälfte erkämpfte und sein tolles Solo durch die Abwehr mit einem plazierten Schuß in die lange Ecke abschloß. „Ich bin einfach marschiert“, erinnerte sich Bender, „auf einmal haben mir die beiden Gegenspieler den Weg frei gemacht. Es war vielleicht das schönste und wertvollste Tor meiner Karriere.“

Bayern-Präsident Fritz Scherer war derweil auf dem Rückflug bestens gelaunt: „Erst haben wir gegen Porto verloren, dann unentschieden gespielt, da konnte natürlich nur ein Sieg folgen,“ rechnete der Wirtschaftsprofessor vor, der die 20.000 Mark Prämie gerne auszahlen wird. Und nun warten alle Bayern auf ihren Wunschgegner Olympique Marseille.

FC Porto: Baia — Pinto (72. Paille), Couto, Aloisio, Geraldao — Tavares, Bandeirinha (36. Madjer), Semedo, Andre — Kostadinow, Domingos.

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