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„Wir sind die Hausfrauenwirtschaft leid“

Hannoveraner Frauenprojekte streikten/ Mitarbeiterinnen befürchten das Ende, wenn die Stadt bei ihrem Haushaltsplan 1991 bleibt/ Bei Repräsentationsbauten zeigen sich die Stadtväter großzügiger  ■ Von Helga Lukoschat

Berlin (taz) — Zum Abschluß ihres zweiwöchigen Streiks kamen die Mitarbeiterinnen der Frauenprojekte in schwarzer „Trauerkleidung“. Auf dem Kröpke, Hannovers zentralem Innenstadtplatz, demonstrierten sie vergangenen Freitag noch einmal für ihre Forderungen nach finanzieller Absicherung ihrer Arbeit. Wenn die Stadt nicht bereit sei, zusätzliche Gelder in Höhe von 300.000 DM zur Verfügung zu stellen, müßten im Spätsommer vier Projekte dichtmachen, die eine Art „Grundversorgung“ leisteten: „Violetta“, eine Anlauf- und Beratungsstelle gegen sexuellen Mißbrauch an Mädchen, der Notruf für vergewaltigte Frauen, die Interessengemeinschaft wohnungssuchender alleinerziehender Frauen „IWAF“ und der „Frauentreffpunkt“ eine Einrichtung mit Beratungs-und Therapieangebot.

Aus Solidarität streikten auch die Mitarbeiterinnen des autonomen Frauenhauses drei Tage lang. Nach 13 Jahren zäher Auseinandersetzungen hat es als einziges Projekt inzwischen feste Stellen und einen eigenen Haushaltstitel.

Vorgeschichte des Streiks: Weil über den Haushalt 1991 — aus Streit um die Weltausstellung „Expo 2000“ — keine Einigung zwischen den Fraktionen zustande kam, wurde ein Verwaltungshaushalt verabschiedet, der dem vorjährigen entspricht. Die Frauenprojekte bekommen damit zwar nicht weniger Geld als im vergangenen Jahr, dennoch ist ihre Situation äußerst prekär. In fast allen Projekten arbeiten die Frauen auf ABM-Stellen, die nahezu gleichzeitig in den Sommermonaten auslaufen.

Eine Finanzierung von festen Stellen ist seitens der Stadt nicht in Sicht. Dabei wird Violetta zum Beispiel durchaus auch von staatlichen Stellen als Ansprechpartnerin genutzt, auch Fortbildungen für städtische Mitarbeiterinnen finden dort statt. Violetta zog letztes Jahr in neue Räume in der Innenstadt. Kosten: 18.000 DM Monatsmiete. Nach dem 91er Haushalt steht dem Projekt jedoch nur ein Zuschuß von 21.400 DM zu.

Ratsfrau und Frauenpolitikerin Heidi-Margrit Stolzenbach von der SPD, der stärksten Stadtratsfraktion, findet die Situation zwar bedauerlich, sieht jedoch keine Chance, im städtischen Haushalt die ABM-Stellen der Projekte „auf einmal“ in feste Stellen umzuwandeln. Allenfalls könnten für Sachkosten „freie Spannen“ im Haushalt genutzt werden. Doch das ist den Frauenprojekten entschieden zu wenig. Wie Christine Schröder vom „Frauentreffpunkt“ betont, seien sie es leid, immer wie „Hausfrauen“ wirtschaften zu müssen, die irgendwie über die Runden kämen. Deshalb fordern die Frauen die Absicherung ihrer Arbeit durch einen „Frauenhaushalt“ mit festen Titeln. Zur „Tagesordnung“ wollen und können die Frauen nach ihrem Streik keineswegs übergehen. Für jeden Mittwoch haben sie einen Aktionstag geplant, um doch noch etwas zu bewegen.

Besonders ärgert die Projektfrauen die Knausrigkeit der Stadt angesichts der Gelder, die man in andere Bereiche fließen läßt. So wurden allein für den „repräsentativen“ Umbau des Büros des Oberstadtdirektors 100.000 DM veranschlagt. Erst nach öffentlichen Protesten zeigte sich der Stadtdirektor in den vergangenen Tagen zu Abstrichen bereit.

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