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Nächtliche nekrophile Orgie in Sanssouci

■ 17. August, Mitternacht: Kohl bringt in Potsdam Friedrich den Großen in die Gruft/ Prinz will die Laterne halten

Potsdam (dpa) — Mit einem Sonderzug werden die Sarkophage der einstigen Preußenherrscher Friedrich Wilhelm I. und seines Sohnes Friedrich des Großen am 17. August vom Hohenzollern nach Schloß Sanssouci überführt. Sie sollen dort am 205. Todestag Friedrichs II. beigesetzt werden. Wie Prinz Louis Ferdinand von Preußen bestätigte, wird Kanzler Kohl an der feierlichen Beisetzung teilnehmen.

Nach dem Testament Friedrichs des Großen sollte die Beisetzung „ohne Prunk und Pomp“ vollzogen werden. „Man bringe mich nach Sanssouci und bestatte mich dort ganz schlicht auf der Höhe der Terrasse, in einer Gruft, die ich mir habe herrichten lassen“, heißt es in seinem letzten Willen.

Ursprünglich wollte der Prinz den berühmten Preußenkönig allein mit einer Laterne in die Gruft begleiten. Den Wunsch werde er wohl kaum noch erfüllen können, sagte er. Zu dem Ereignis werden mehrere hundert Journalisten erwartet.

Nach Informationen der 'Berliner Morgenpost‘ werden der Prinz, seine drei Söhne, der jetzt 14jährige Enkel Georg Friedrich — er soll neuer Chef des Hauses Hohenzollern werden — und der Bundeskanzler die sterblichen Überreste des „Alten Fritz“ um Mitternacht in die Gruft auf der Terrasse von Schloß Sanssouci bringen. Unweit der Gruft soll während der nächtlichen Trauer- und Gedenkfeier das Potsdamer Polizeiorchester historische Märsche spielen. Der Sarg seines Vaters FriedrichI., des Soldatenkönigs, soll am Nachmittag während eines Gottesdienstes im Mausoleum der Friedenskirche aufgestellt werden.

Der Sonderzug besteht nach dem Zeitungsbericht aus drei Waggons aus der wilhelminischen Zeit, unter ihnen auch der Kronprinzenwagen, mit dem Prinz Louis Ferdinand schon als kleiner Junge gefahren sei. In einem Packwagen liegen die beiden Särge, mit den schwarz- weißen Farben Preußens geschmückt. Ein Salonschlafwagen bietet neun Personen Platz.

Auf der Hohenzollernburg bei Hechingen werden die beiden preußischen Könige von der dortigen Stadtkapelle verabschiedet. Erstmals solle öffentlich der Fridericus-Rex-Gedenkmarsch erklingen, den Prinz Luis Ferdinand Potsdam komponiert habe.

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