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Weser-Wehr-Cafe in Sicht?

■ Gastronomen und Politiker beißen an/Strömungsgutachten läuft

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Gastronomen und Politiker beißen an/ Strömungsgutachten läuft

Rein privat findet Jan Dirksen vom Wasser- und Schiffahrtsamt die Idee „schön“: ein Cafe im alten Steuerhaus des Weserwehres. Rein dienstlich hält sich der Statthalter des Bundesverkehrsministerium (zuständig für die Bundeswasserstraße Weser) lieber an das, was er schwarz auf weiß hat: einen Planfeststellungsbeschluß, der verfügt, daß 1993, wenn das neue Weserwehr fertig ist, die alte Anlage komplett geschleift wird.

Das aber wollen etliche Leute verhindern. Zwei Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes, Bernhard Lieber und Harm Wulfers, zum Beispiel: abends nach Dienstschluß haben sie ein Konzept entwickelt, wie das Steuerhaus als Wehr-Cafe zu retten wäre (s.a.taz vom 22.12.1990). Und der Clou: die Stadt könnte sich dieses touristische Bonbon nahezu kostenneutral einverleiben. Wulfers und Lieber denken sich das so: der Bund kann froh sein, daß er die nicht unerheblichen Abrißkosten für den Mittelpfeiler spart und überträgt die Liegenschaft kostenlos dem Land. Das verpachtet an einen privaten Gastronomiebetrieb, der zwar in die Ausstattung einiges investieren müßte, dafür aber auch mit dem ersten Ausflugslokal mitten in der Weser eine wahre Goldgrube an Land zöge.

Der Hemelinger Ortsrat war sofort begeistert von der Idee und beschloß einstimmig Unterstützung. In einem Schreiben an den Senat vom 20.3.1991 fordert Ortsamtsleiter Rissland dazu auf, „die in Europa einst beispielhafte Wehranlage zu erhalten“. Außerdem, so der Hemelinger SPD

Mitten im Platsch: Ambiente für ein Weserwassercocktail im SchalthausFoto: Jörg Oberheide

Beiratssprecher Schuster, könne durch die attraktive Freizeitanlage am benachteiligten Stadtteil Hemelingen wenigstens etwas wieder gutgemacht werden. Die Hemelinger Bürgerschaftsabgeordnete Christine Wischer hat, ebenso wie die Grünen, einen Antrag auf Überprüfung der Wehr- Cafe-Idee in die Bürgerschaft eingebracht.

„Angebissen“ hat auch die

Gastronomie. Beim Amt für Umweltschutz und Stadtentwicklung liegen bereits mehrere Anfragen vor. Gemunkelt wird auch von einer Brauerei. Ob es die mit dem Bremer Schlüssel im Logo der eine friesisch herbe ist, war nicht zu erfahren. Harm Wulfers weiß auch von Plänen, mitten in der Weser Hausgebrautes zu zapfen.

Denkmalpfleger Dr. Hoffmann und die Architektenkammer gehören ebenfalls zu den Be

fürwortern des Wehr-Cafes. Fehlt nur noch die Zustimmung des Wasser-und Schiffahrtsamtes. Dirksen fordert außer einem Kaufvertrag vom Senat auch eine Sicherheitsgarantie dafür, daß das Gebäude instand gehalten wird und die Wasserströmung bei Hochwasser und Eisgang nicht behindert. Der Leiter des Wasser-und Wirtschaftsamtes bei der Umweltsenatorin, Hans-Dieter Bücken, sieht da keine Probleme.

Seine Chefin Eva-Maria Lemke- Schulte hat dennoch 15.000 Mark für ein Strömungsgutachten bewilligt. Im Mai soll das Ergebnis vorliegen. Auch Dirksen gibt sich inzwischen gesprächsbereit: „Die Einsparung der Abrißkosten wäre für den Bund schon interessant“, erklärte er gestern. „Wenn die Sicherheit gewährleistet ist, wäre ein Abtreten an das Land Bremen durchaus möglich.“ Annemarie Struß-von Poellnitz

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