: Wer verhält sich wirklich kriminell?
■ Betr.: "Gewaltausbruch in Dresden", "Wird ab jetzt zurückgeknüppelt?", "Es sind Kriminelle", taz vom 22.3.91
betr.: „Gewaltausbruch in Dresden von Hagen Boßdorf“, Kommentar: „Wird ab jetzt zurückgeknüppelt?“, „Es sind Kriminelle“ (Interview mit Berti Vogts), taz vom 22.3.91
„Randalierer“, „Rowdies“, „Mob“, „Raufbrüder“, „Chaoten“ — hat die taz von der 'Bild‘-Zeitung abgeschrieben oder handelt es sich um Ausleihen aus dem alten DDR- Jargon?
Wer im Kommentar in derselben Ausgabe dafür plädiert, die „sozialen Ursachen besser zu erkennen und zu erklären“, sollte nicht in die Sprachregelung und begrenzte Sichtweise eines Berti Vogts verfallen (siehe Interwiev auf Seite 14).
Die Überfälle neonazistisch geprägter Jugendbanden auf Kommunikationszentren von Selbsthilfegruppen, die verbalen und tätlichen Angriffe auf Ausländer, die zunehmende Aggression von Jugendbanden gegenüber beliebig ausgewählten Opfern, insbesondere in den monotonen Randzonen der ostdeutschen Ballungszentren (aber auch in der sogeannnten „Provinz“) liefern ein beredtes Beispiel für den sozialen Zustand in der ehemaligen DDR. Wer Jugendzentren „abwickelt“, soziale Einbindungen ohne Ersatz zerschlägt, Schulabgänger in die Arbeits- und Hoffnungslosigkeit entläßt, das Konsumieren zum obersten Gebot erklärt und ostdeutsche Wertvorstellungen dämonisiert, wer darüber hinaus an allen Ecken und Enden menschliche Verzweiflung entstehen läßt, der wird sich in Zukunft mit noch sehr viel mehr Gewalt vertraut machen müssen. Wie so oft bleibt dann die Frage: „Wer verhält sich wirklich kriminell?“ Detlef Ley, Berlin
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