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Drama ums große Ei

■ Wie die Königspinguin-Kolonie im Berliner Zoo zu unverhofftem Nachwuchs kam

Berlin. Die Kolonie der Königspinguine im Berliner Zoo droht an einem heftigen Eifersuchtsdrama zu zerbrechen. Genauer gesagt: Alles dreht sich um ein majestätisches Ei, das ein gutes Pfund auf die Waage bringt. Normalerweise sind Pinguinmann und -frau für die Dauer einer Brutperiode, die mit allem Drum und Dran bis zur Aufzucht des Jungen etwa ein Jahr dauert, monogam. Die Pinguinfrau bekommt nur ein einziges Ei. Es wird wechselweise von Frau und Mann unter einer Hautfalte auf den Watschelfüßen herumgetragen, bis es nach acht Wochen ausgebrütet ist. Normalerweise...

Was in freier Wildbahn undenkbar wäre — daß sich die Partner untreu werden —, ereignete sich im vergangenen Jahr im Berliner Zoo. Dabei verlief im Pinguinhaus hinter dem Robbenfelsen zunächst eigentlich alles ganz normal. Der einzige Königspinguinmann, der sein Dasein unfreiwillig in einem Harem von sieben Damen fristet, hatte für die kommende Brutperiode schon seine Wahl getroffen und der Auserkorenen nach heftiger Balz gute Hoffnung unters Herz gepflanzt. Da trat das Unmögliche ein. In der zweiten Brutwoche — die Ehefrau guckte gerade nicht hin — erlag der Gatte dem Werben einer alleinstehenden Pinguindame. Diese hatte sich im Gegensatz zu ihren fünf Leidensgenossinnen nicht mit ihrem Schicksal als Mauerblümchen abfinden wollen und den Patriarchen bei jeder sich bietenden Gelegenheit hinter dem Rücken seiner Angetrauten schöne Augen gemacht. So lange, bis sie ihr Ziel endlich erreichte.

An das, was dann kam, erinnert sich der Tierpfleger Dieter Petersen noch, als wäre es gestern gewesen: »Die angestammte Alte ist fast ausgeflippt, als ihr Alter eine andere geknallt hat. Sie war total eifersüchtig und fürchterlich aggressiv gegen die Rivalin, obwohl der Alte sofort reumütig zurückkam, mit ihr zusammen das Ei ausbrütete und das Junge pflichtbewußt mitfütterte.« Damit die alleinstehende Mutter ihr Ei nicht allein ausbrüten mußte, sprang der Tierpfleger mit einem Brutapparat ein. Und auch, als es ans Füttern ging, half er tatkräftig mit.

Inzwischen erfreuen sich die beiden Jungen im Pinguinhaus — trotz schlechter Stimmung — bester Gesundheit. Im Gegensatz zu ausgewachsenen Königspinguinen, die einen grauschwarzen Rücken, weißen Bauch und eine gelbe Streifung auf der Brust haben, stecken die beiden acht Monate alten Kleinen in einem dichten schokoladenbraunen Daunenfederkleid, aus dem nur ein gedrungener Kopf und der lange Schnabel herausragen. Erst wenn sie dieses Kleid abgeworfen haben, was wohl spätestens Ende Mai der Fall sein wird, werden sie von Pfleger Petersen an die frische Luft gelassen. »Wenn ich das jetzt schon täte, würden die Jungen den Alten ins Schwimmbassin folgen und dort jämmerlich ertrinken, weil die nassen Dauenfedern schwer wie Blei werden«, erklärt Petersen. Die Zeit, in der die Kolonie draußen ist, ist ohnehin nur sehr kurz. Die Vögel, die auf den subantarktischen Inseln zu Hause sind, vertragen die Berliner Luft nur, wenn sie sich bei Südostwinden ausnahmsweise einmal von ihrer besten Seite zeigt. Wenn der Schadstoffindex in die Höhe schnellt fangen sie sofort an zu japsen und müssen bei gefilterter Luft im Pinguinhaus unter Verschluß. Dort wird sich demnächst auch zeigen, ob das Eifersuchtsdrama — diesmal mit anderer weiblicher Besetzung? — eine Fortsetzung erfährt. Allerdings gibt es einen winzigen Hoffnungsschimmer: Ob Pinguine Männchen oder Weibchen sind, erkennt man erst, wenn sie im Alter von drei Jahren geschlechtsreif werden. Damit wäre das 1988 geschlüpfte Junge am Zug...

Plutonia

Plarre

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