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Weserbund im hohen Alter

■ Interessengemeinschaft der Weseranrainer wird 70 Jahre alt

Das „Geburtstagskind“ heißt Weserbund und wird im Dezember 70 Jahre alt. Doch weil der „Wesertag“, die jährliche Hauptversammlung der Organisation, jeweils im Frühjahr stattfindet, soll das Jubiläum auch bei dieser Gelegenheit gefeiert werden — vom 27. bis 30. April, von Kassel über Holzminden, Hameln und Minden bis Bremen und Bremerhaven. Ziel des Verbandes war und ist es, die Lebensqualität im Gebiet von Werra und Fulda und der aus beiden Flüssen entstehenden Weser bis zur Nordsee zu steigern.

Mit über 1.000 Kilometern haben die drei Flüsse einen Anteil von fast 15 Prozent am Niederschlagsgebiet der neuen Bundesrepublik. Vom Bergland über Geest und Marsch gibt es sensible Lebensräume, seit Jahrhunderten von Forst-und Landwirtschaft, Handel und Schiffahrt, Kultur und Fremdenverkehr geprägt.

Industrielle Rücksichtlosigkeiten haben die Weser nach dem Krieg jedoch zu einem der bedrohtesten Flüsse gemacht. Vor allem Kaliwerke in der Ex-DDR leiteten ihre Abwässer einfach in die Werra, so daß die Weser Tag für Tag bis zu 40.000 Tonnen Salz schleppen mußte. Jahrelang hat sich der Weserbund vergeblich bemüht, die ökologische Katastrophe zu mildern. Erst die deutsche Vereinigung läßt jetzt auf Besserung hoffen.

Ohne innerdeutsche Grenze gewinnt die Weser wieder zunehmend Bedeutung. Die neuen Bundesländer, Berlin und die Tschechoslowakei werden mit ihrem Güterverkehr auf Binnenschiffen über Havel, Elbe und Mittellandkanal stärker an die bremischen und niedersächsischen Seehäfen an der Unterweser angeschlossen. Damit rückt das in den wirtschaftlichen Mittelpunkt, was sich der Weserbund bei seiner Gründung am 15. Dezember 1921 in Minden als Hauptziel gestellt hat, nämlich den Ausbau der Weser als große Schiffahrtsstraße.

Der Bremer Kanal-Verein, der Werra-Kanal-Verein, die Freie Vereinigung der Weser-Schiffahrts-Interessenten, die Handelskammer und der Landkreis Minden sowie die Städte Minden, Münden und Hameln waren die eigentlichen Gründungsmitglieder. Manche Pläne, wie den eines Kanals zwischen Werra und Main, mußte der Weserbund nach dem Kriegs aufgeben. Fast vier Jahrzehnte kämpfte er gegen den Widerstand von Umweltgruppen um die Kanalisierung der Mittelweser zwischen Minden und Bremen. Daß dieses Projekt für fast 350 Millionen Mark Ende 1960 doch noch verwirklicht wurde, ist nach einhelliger Meinung dem früheren Vorsitzenden Karl Löbe zu danken. Das Projekt habe die Wirtschaftskraft der Region gestärkt. Jetzt geht es darum, die Mittelweser für rund 60 Millionen Mark für das 1.350 Tonnen tragende Europa-Schiff auszubauen.

Die Erfolge dieser Organisation, zu deren Mitglieder außer vier Bundesländern sowie anliegenden Städten, Gemeinden und Landkreisen auch Wirtschaftsunternehmen und Einzelpersonen gehören, haben darüber hinaus zu kulturellen Initiativen geführt. Seit 1984 schreibt der Weserbund alle zwei Jahre einen mit 2.000 Mark dotierten „Weserpreis“ aus. Mit ihm werden Arbeiten geehrt, die die Ökologie an Weser, Werra und Fulda verbessern.

Karl-Heinz Jantzen, ehemals bremischer Senator und seit zehn Jahren Vorsitzender des Weserbundes, hat zur Zukunft seines Verbandes eine zuversichtliche Perspektive: „Trotz seiner 70 Jahre ist der Weserbund jung genug, um sich ständig wandelnden Forderungen zu stellen, damit der Strom und seine Quellflüsse für Menschen und Wirtschaft auch in Zukunkt attraktiv bleiben.“ dpa

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